Gericht untersucht Gräueltaten
8. Februar 2014Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) hat Vorermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik eingeleitet. Die Situation der Zivilbevölkerung in dem Land habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, teilte die ICC-Chefanklägerin Fatou Bensouda mit. Bei ihr seien zahlreiche Berichte über Fälle extremer Brutalität eingegangen - darunter Tötungen, Folter und Vergewaltigungen. Daher habe sie sich dazu entschlossen, erste Ermittlungen einzuleiten, hieß es weiter.
In Zentralafrika hatten muslimische Seleka-Rebellen im März vergangenen Jahres Präsident François Bozizé gestürzt und die Macht an sich gerissen. Seither versinkt das bitterarme Land in religiös motivierter Gewalt. Mehr als eine Million Menschen sind auf der Flucht, ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Erst an diesem Freitag haben nach einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP angesichts wiederholter Übergriffe der christlichen Mehrheit zahlreiche muslimische Zivilisten die Hauptstadt Bangui verlassen. Ein Mann, der von einem Lastwagen in dem Flüchtlingskonvoi fiel, sei von der umstehenden Menge gelyncht worden.
Muslime aus Bangui sind regelmäßig Opfer von Übergriffen durch die christliche Mehrheit. Die Christen wiederum machen die Muslime mitverantwortlich für die Gewalt der mehrheitlich muslimischen Séléka-Rebellen. Die Fluchtbewegung hat sich noch verstärkt, seitdem die Séléka-Kämpfer entwaffnet, interniert oder zum Verlassen der Stadt gezwungen wurden.
"Untragbare und beispiellose Ausmaße"
Die EU will französisch-afrikanischen Bemühungen unterstützen, das Blutvergießen zwischen Christen und Muslimen im Land zu stoppen. Deutschland könnte ein Sanitätsflugzeug bereitstellen. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" spricht davon, dass die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik "untragbare und beispiellose Ausmaße" erreicht habe. "Im Nordwesten und in der Hauptstadt Bangui erleben wir derzeit direkte Vergeltungsakte gegen Muslime", heißt es in einer Mitteilung der Organisation. In vielen Dörfern würden Muslime isoliert und von christlichen Bürgermilizen bedroht. Allein im Januar behandelte "Ärzte ohne Grenzen" mehr als 1650 Verletzte.
ml/re (dpa, afp)