Amnesty sieht Flüchtlinge in der "Falle"
18. April 2016Es gehe um mehr als 46.000 Flüchtlinge und Migranten, die verstreut auf dem griechischen Festland in Schmutz und Dreck lebten, heißt es in einer in London veröffentlichten Erklärung der Menschenrechtsorganisation. Die meisten der Gestrandeten seien Frauen und Kinder.
Nach dem Abkommen mit der Türkei dürfe Europa das Schicksal dieser Menschen nicht vergessen. Seit der Schließung der Grenze zu Mazedonien säßen sie in Griechenland fest wie in einer "Falle" und litten unter ständiger Angst und Unsicherheit.
Wenn die EU-Regierungen nicht schnell handelten und ihre Zusagen für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen in Griechenland erfüllten, drohe eine selbst verursachte humanitäre Katastrophe, warnte der Amnesty-Direktor für Europa und Zentralasien, John Dalhuisen.
Hilfe nur für Wenige
Dabei verwies Dalhuisen auf weitere Zahlen und Fakten: Von den 66.400 Asylsuchenden, die im September 2015 von Griechenland auf andere Länder verteilt werden sollten, hätte nach Angaben der EU-Kommission bisher nur ein winzig kleiner Bruchteil der Betroffenen Hilfe erhalten. Erst 615 Menschen hätten Aufnahme in anderen Mitgliedsländern gefunden.
Vor diesem Hintergrund sei es nicht verwunderlich, dass viele der 31 provisorischen Flüchtlingsunterkünfte auf dem griechischen Festland überfüllt seien. Und: Diese böten keinerlei Privatsphäre, es gebe keine Heizung und zu wenig sanitäre Anlagen. "Wir schlafen auf dem Boden, und unsere Laken sind mit Wasser vollgesogen", berichtete eine hochschwangere Syrerin den Amnesty-Experten in Idomeni.
Auch mit Blick auf solche Fälle drängt Amnesty das EU-Mitglied Griechenland, sein Asylsystem dringend zu verbessern und allen Gestrandeten Zugang zu angemessenen Schutzunterkünften zu gewähren. Dafür sei die Unterstützung der Europäischen Union nötig.
Die EU-Staaten und die Türkei hatten im März ein umfassendes Flüchtlingsabkommen geschlossen. Dies sieht die Rückführung aller Migranten vor, die illegal aus der Türkei über das Meer auf die griechischen Ägäis-Inseln kommen.
haz/ wl (dpa, epd)