Tschad bringt politische Gegner zum Schweigen
14. September 2017Im Tschad werden repressive Gesetze und der Geheimdienst zunehmend dazu genutzt, um kritische Journalisten, Aktivisten und Bürgerbewegungen zum Schweigen zu bringen, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet. So habe etwa Eric Kokinague, Chef der Tageszeitung "Tribune Info", vor einigen Monaten zahlreiche Drohanrufe bekommen, weil er in verschiedenen Artikeln Präsident Idriss Deby kritisierte. Im Mai sei Maoundoe Decladore, Sprecher der Aktivisten-Plattform "Es muss sich ändern" (Ca doit changer), festgenommen worden.
Demonstranten werden niedergeknüppelt
Insgesamt 65 Organisationen hatten laut Amnesty zwischen 2014 und 2016 überhaupt keine Erlaubnis für eine Demonstration bekommen. In anderen Fällen, in denen eine Kundgebung genehmigt wurde, seien Sicherheitskräfte äußerst brutal gegen Demonstranten vorgegangen. Auch wurden demnach Aktivisten und Journalisten eingeschüchtert oder inhaftiert.
Der Tschad gilt trotz seines Ölreichtums als eines der ärmsten Länder der Welt. Die Republik leidet unter einer Wirtschaftskrise, 2014 war der Ölpreis gefallen. Vor einem Jahr setzte die Deby-Regierung etliche Sparmaßnahmen durch. Die Einkommen der Beamten wurden halbiert, Stipendien für Studenten gestrichen.
Transitland für Flüchtlinge
Für Europa ist das Land wegen der Flüchtlingskrise von Bedeutung. Im Norden grenzt der Tschad an Libyen, im Osten an den Sudan. Damit ist der Tschad ein wichtiges Transitland auf dem Weg zur libyschen Küste. Von dort aus wagen immer wieder zehntausende afrikanische Migranten die gefährliche Überfahrt auf dem Mittelmeer Richtung Europa.
Deutschland kündigte an, den Tschad und weitere Länder der Sahelzone im Kampf gegen den Terror zu unterstützen. In der bitterarmen Region sind islamistische Terrormilizen aktiv.
se/jj (kna, dpa)