Angreifer stürmen indischen Hindu-Tempel
5. Juli 2005Nach einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften wurden sechs Angreifer getötet, teilten die Behörden mit. Auch mehrere Polizisten wurden verletzt. Die Angreifer hätten einige Granaten geschleudert, die aber nicht explodiert seien. Nach Angaben der Polizei sprengten sie zuerst mit einer Autobombe ein Loch in die Mauer um den Tempel, bevor sie mit einem zweiten Wagen auf das Gelände vordrangen. Die indische Regierung erhöhte nach dem Angriff die Sicherheitsvorkehrungen im gesamten Land.
Tempel und Moschee an gleicher Stelle
Der Vorfall ereignete sich in der nordindischen Stadt Ayodhya. Der Ort ist sowohl Hindus als auch Muslimen, die in Indien eine Minderheit sind, heilig. Am Ort des Überfalls in der Stadt Ayodhya steht ein provisorischer Hindu-Tempel für den Gottkönig Ram. Er wurde errichtet, nachdem 1992 eine dort seit dem 16. Jahrhundert stehende Moschee von Hindu-Extremisten zerstört worden war. Die Moschee hatte ihrer Ansicht nach an einer Stelle gestanden, an der Ram vor Tausenden von Jahren geboren wurde. Der Angriff auf die Moschee löste damals Zusammenstöße zwischen Hindus und Moslems aus, bei denen mehr als 2000 Menschen getötet wurden.
Führende Politiker der oppositionellen BJP-Partei der Hindu-Nationalisten warfen den indischen Behörden nach dem Angriff am Dienstag (5.7.2005) mangelnde Sicherheitsvorkehrungen an dem Heiligtum vor. Die Unruhen von 1992 hatten die BJP bekannt gemacht und zeitweise an die Regierung geführt.
Vorwürfe an Pakistan
Radikale Hindu-Vertreter bezichtigten Pakistan, hinter dem Angriff zu stecken. Sie stellen sich erbittert gegen den im Januar 2004 begonnenen Friedensprozess mit dem Nachbarland. Die Radikalen werfen der indischen Regierung den Ausverkauf von Hindu-Interessen vor. Indien und Pakistan befinden sich zurzeit in einem schwierigen Dialog, in dem alle strittigen Fragen gelöst werden sollen, unter anderem der Konflikt um die Himalaya-Region Kaschmir.