Atomgespräche zwischen Israel und Iran?
22. Oktober 2009Lange schien es unmöglich, doch am Donnerstag (22.10.2009) hat es das israelische Außenministerium bestätigt: Eine Vertreterin der israelischen Atombehörde und ein iranischer Repräsentant trafen sich vergangenen Monat mehrmals in Kairo, um über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten zu sprechen. Offenbar war Vertraulichkeit vereinbart. Ein offizielles Dementi aus Teheran folgte umgehend. Wenn die israelischen Angaben stimmen, waren es die ersten Gespräche dieser Art seit der Islamischen Revolution im Iran im Jahre 1979.
"Absolute Vertraulichkeit"
"Es gab in einem regionalen Zusammenhang mehrere Treffen zwischen einer Vertreterin unserer Kommission und einem iranischen Regierungsvertreter", sagte die Sprecherin der israelischen Atombehörde, Jael Doron. Die Treffen hätten hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Sie seien von Australien organisiert worden. Weitere Einzelheiten könne sie nicht mitteilen. Ohnehin sei ursprünglich absolute Vertraulichkeit vereinbart worden, die aber inzwischen von dritter Seite durchbrochen worden sei. Nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung "Haaretz" soll bei den Gesprächen von israelischer Seit Meirav Safari-Odis, von iranischer Seite der Delegierte bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Ali Asghar Soltanieh, vertreten gewesen sein.
Israel gilt als einzige, aber nicht erklärte Atommacht im Nahen Osten und hat mehrfach zu verstehen gegeben, ein iranisches Atomwaffenprogramm notfalls durch einen militärischen Angriff stoppen zu wollen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte wiederholt erklärt, es sei die nationale und religiöse Pflicht des Iran, sich Israel entgegenzustellen. Mit ausfallen Äußerungen leugnete er zudem mehrfach den Holocaust.
Nukleargespräche in Wien
Am Mittwoch waren in Wien Nuklear-Gespräche zwischen führenden Atommächten und dem Iran ohne abschließende Einigung beendet worden. Die Atomenergiebehörde IAEA legte dem Iran sowie den USA, Russland und Frankreich aber den Entwurf einer Vereinbarung vor. Die Parteien sollten nun bis Freitag auf den Vorschlag antworten, sagte IAEA-Chef Mohammed el Baradei nach zweieinhalbtägigen Verhandlungen. Zum genauen Inhalt des Papiers sagte er nichts.
Bei den Gesprächen sollten vor allem technische Details eines möglichen Atomdeals zur Anreicherung iranischen Urans im Ausland ausgehandelt werden. Der Iran braucht diesen Brennstoff für den Betrieb eines medizinischen Forschungsreaktors. Bei Gesprächen Anfang Oktober hatte sich das Land mit den fünf ständigen UN-Sicherheitsratsmitgliedern plus Deutschland darüber diskutiert, den Großteil seines Urans zur weiteren Anreicherung ins Ausland zu geben, statt dies selbst zu übernehmen. Vereinbart wurde zudem, Inspektionen der neuen Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom zuzulassen.
Autor: Herbert Peckmann (dpa, afp)
Redaktion: Michael Wehling