Imageschaden
17. Juli 2007"Das Thema Zukunft der Kernenergie hat dadurch politisch einen massiven Dämpfer bekommen", sagt der Präsident des Deutschen Atomforums, Walter Hohlefelder, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag (17.7.) "Der Eindruck, der durch die Informationspolitik von Vattenfall in der Öffentlichkeit hervorgerufen wurde, ist verheerend." Jetzt dürfe sich niemand darüber beklagen, dass Kernenergiegegner dies politisch ausnutzten, folgert Hohlefelder, der auch Vorstand von Eon Energie in München ist.
Deutschland werde seine Klimaschutzziele nicht ohne längere Laufzeiten für Kernkraftwerke erreichen, mahnt Hohlefelder. Er wies die Forderung von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zurück, ältere Meiler vorzeitig abzuschalten und die Strommengen auf jüngere Anlagen zu übertragen: "Aus der Statistik des Bundesamts für Strahlenschutz über die Zahl der Vorkommnismeldungen der letzten Jahre kann man nicht wie Gabriel den pauschalen Schluss ziehen, ältere Anlagen seien schlechter als neuere."
Personelle Konsequenzen
Am Montag hatte der Energiekonzern Vattenfall nach den Informations-Pannen in Krümmel und Brunsbüttel personelle Konsequenzen gezogen. Das Unternehmen trennte sich vom Chef seiner Atomsparte, Bruno Thomauske. Zudem erklärte Konzernsprecher Johannes Altmeppen seinen Rücktritt. Unterdessen wächst der Handlungsbedarf im Atommeiler Krümmel: Das Problem mit nicht vorschriftsmäßigen Dübeln in einem Anlagebereich ist offensichtlich größer als zunächst vom Betreiber Vattenfall gemeldet. Eventuell müssten alle 630 Dübel des Typs in der Anlage untersucht werden, sagte ein Sprecher des für die Atomaufsicht zuständigen Sozialministerium in Kiel. Krümmel ist seit einer Pannenkette Ende Juni vom Netz.
Der Deutschen Umwelthilfe (DUH) liegen nach eigenen Angaben Inhalte einer geheimen Mängelliste zum Atomkraftwerk Brunsbüttel vor. Sie sollen am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert werden, teilte die DUH am Montagabend in Berlin mit. Seit Monaten verlangen die Atomgegner von Betreiber Vattenfall den Zugang zu einer Liste mit offenen Punkten zum AKW, die sich aus der so genannten Periodischen Sicherheitsüberprüfung ergeben hatten. Vattenfall wehrte sich bisher erfolgreich.
Gabriel will Gesprächsrunde
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte, dass der Energiekonzern Vattenfall Europe nach dem Informations-Desaster nun erste Konsequenzen gezogen habe. Er will mit den Betreibern der Atomkraftwerke über die Restlaufzeiten der Reaktoren sprechen. Der SPD-Politiker kündigte am Dienstag (17.7.) in Garmisch-Partenkirchen an, nach der Sommerpause alle Betreiber zu einer Gesprächsrunde einzuladen. Ziel sei es, Restlaufzeiten von alten auf neue Meiler zu übertragen. Das Atomgesetz sehe eine derartige Verlagerung ausdrücklich vor. Der Minister warf den Betreibern vor, absichtlich die Restlaufzeiten alter Meiler verlängern zu wollen, weil sie steuerlich bereits abgeschrieben seien und so günstiger Strom produzieren können. (ina)