Atomruine Fukushima: Probeentnahme von Brennstoff gestartet
10. September 2024Nach einer Verschiebung wegen technischer Probleme hat der Betreiber des stillgelegten Atomkraftwerks Fukushima im Nordosten Japans mit der Entnahme einer winzigen Menge an radioaktiv verseuchtem Material zu Testzwecken begonnen. Das entsprechende Pilotprojekt werde etwa zwei Wochen lang dauern, teilte die Tokyo Electric Power Company (TEPCO) mit. Die winzige Probe werde dann untersucht, um Hinweise auf den Zustand im Inneren der havarierten Reaktoren zu erhalten.
Nachdem ein erster Versuch kürzlich wegen mangelhafter Vorbereitung verschoben werden musste, versicherte TEPCO, die für die Entnahme vorgesehenen Rohre seien diesmal in richtiger Reihenfolge installiert. Durch sie soll ein Gerät zur Bergung des Brennstoffs aus dem Reaktor 2 eingeführt werden. Für die Entnahme der Probe hatte TEPCO bereits im Februar zwei Mini-Drohnen und einen schlangenförmigen Roboter in einem der havarierten Reaktoren platziert.
Schwerstes Atomunglück seit Tschernobyl
Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war am 11. März 2011 nach einem schweren Erdbeben und einem Tsunami das Kühlsystem ausgefallen, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
In den Reaktoren 1, 2 und 3 befinden sich schätzungsweise 880 Tonnen geschmolzene und weiter hochradioaktive Brennelemente. Ihre Bergung ist die größte Herausforderung für die Stilllegung des havarierten Atomkraftwerks, die noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen dürfte.
Der Betreiberkonzern TEPCO plant laut japanischen Medienberichten, mit einem teleskopartigen Gerät weniger als drei Gramm der geschmolzenen Brennstäbe aus dem Block 2 zu bergen. Es wird erwartet, dass es etwa zwei Wochen dauern wird, bis das Gerät den hochgefährlichen Brennstoff im Inneren des Reaktors erreicht und dann herausholt. Es gibt aber noch keine Entscheidung, auf welche Weise die gesamte Menge geborgen werden soll.
Reaktoren müssen mit Wasser gekühlt werden
Die zerstörten Reaktoren müssen derweil weiter mit Wasser gekühlt werden. Vor einem Jahr hatte Japan ungeachtet wütender Proteste begonnen, das zuvor gefilterte und verdünnte Wasser zur Kühlung der Reaktoren ins Meer zu leiten. Hierzu wurde ein Tunnel gebaut, der einen Kilometer weit in den Pazifischen Ozean führt.
Japan begründet die umstrittene Maßnahme damit, dass bald kein Platz mehr für die Tanks sei, in denen das strahlende Kühlwasser gelagert wird. Dadurch würden die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine behindert. Auch könnten Lecks bei einem erneuten Erdbeben auftreten. Die Verklappung der riesigen Wassermengen dürfte voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen.
kle/AR (dpa, afp)