38. Max Ophüls Preis
28. Januar 2017Die Diskussion wird schon seit einiger Zeit geführt. Als beim Festival in Cannes vor ein paar Jahren der Wettbewerb um die Goldene Palme einmal besonders männerlastig ausfiel, platzte vielen Frauen der Kragen. Filmförderung würde von Männern dominiert; Festivals und Jurys seien häufig einseitig besetzt, in der Folge würden sehr viel mehr Filme von Regisseuren gedreht und ausgezeichnet; Frauen hätten meist das Nachsehen. Mit der Qualität der Projekte und der fertiggestellten Filme habe all das nichts zu tun. So in etwa lauteten die Vorwürfe von Frauenseite.
Filme von Frauen in jüngster Zeit sehr erfolgreich
Und richtig: Laut einer Studie sind 42 Prozent aller Absolventen an Filmhochschulen Frauen - Fördermittel bekommen allerdings nur 15 bis 20 Prozent. Ein krasses Missverhältnis. Verschiedene Initiativen wie "Pro Quote" versuchen seither, bei den verschiedenen Produktionsstufen innerhalb der Filmbranche ein ausgeglicheneres Verhältnis herzustellen.
Vor dem Hintergrund, dass in den letzten Monaten einige künstlerisch und auch kommerziell erfolgreiche Filme von Frauen auf Festivals und in den Kinos liefen, ist die nicht abreißende Klage von Produzentinnen und Regisseuren nur allzu verständlich. Maren Ades soeben für den Oscar nominierter "Toni Erdmann", der auch gute Einspielergebnisse an den Kinokassen aufweist, ist nur die Spitze des Eisbergs. Filme wie "Vor der Morgenröte" von Maria Schrader oder "Wild" von Nicolette Krebitz sind weitere aktuelle Beispiele erfolgreicher Filme von Frauen. Bei der aktuellen Ausgabe des Festivals Max Ophüls Preis durfte sich auch eine Frau freuen: Monja Art bekam die Auszeichnung für ihren Film "Siebzehn".
Auch der "Max Ophüls Preis" setzt auf Regisseurinnen
Wenn nun das deutschsprachige Nachwuchsfestival "Max Ophüls Preis" bei seiner 38. Ausgabe einen Fokus auf Regisseurinnen legt, dann darf man das auch vor dem Hintergrund dieser Diskussion sehen. Sicher hat es auch nicht geschadet, dass mit der erst 28-jährigen Medienwissenschaftlerin Svenja Böttger seit letztem Jahr wieder eine Frau an der Spitze der Traditionsveranstaltung in Saarbrücken steht.
Doch die Auswahl, die Böttger und das sechsköpfige Auswahlgremium (drei Frauen, drei Männer) für den Wettbewerb in diesem Jahr getroffen haben, macht glücklicherweise nicht den Eindruck, hier habe man verbissen nach Emanzipationsgeschichten oder ausschließlich nach filmischen Frauenschicksalen gesucht. Einige Beiträge von Regisseuren wie Julia Kellers "Jetzt. Nicht" oder "Die Körper der Astronauten" von Alisa Berger blicken auf männliche Protagonisten oder stellen Frauen und Männer zumindest gleichberechtigt ins Zentrum des Geschehens. Auf der anderen Seite erzählen Filme männlicher Filmemacher wie "Die Liebhaberin" von Lukas Valenta Rinner oder Michael Kochs "Marija" explizit von weiblichen Protagonistinnen.
Entscheidend ist die Qualität der Filme
Und das ist auch gut so: Entscheidend für die Teilnahme an einem solchen Festival sollte ja die Qualität der Filme sein, das Interesse an spannenden Geschichten und originellen Protagonisten. Dass Frauen diese Geschichten ebenso gut und eindringlich erzählen können wie Männer, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.