1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ausnahmezustand in Port Said

27. Januar 2013

Nach den blutigen Ausschreitungen in Ägypten hat Präsident Mohammed Mursi über die drei am stärksten betroffenen Städte den Ausnahmezustand verhängt. Betroffen sind Port Said, Suez und Ismailia.

https://p.dw.com/p/17SHi
Trauermarsch in Port Said, (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Mursi betonte in einer Fernsehansprache mit dem Ausnahmezustand sei auch eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21.00 Uhr und 06.00 Uhr verbunden. In Port Said, Suez und Ismailia war es am Wochenende ebenso wie in einigen anderen Städten des Landes zu blutigen Ausschreitungen gekommen.

Wut über die Justiz

Dabei wurden allein in Port Said mehr als 30 Menschen getötet. Die Unruhen waren ausgebrochen, nachdem ein Gericht in Kairo 21 Angeklagte zum Tode verurteilt hatte, die an den blutigen Fußballkrawallen in Port Said vor einem Jahr beteiligt waren.

Weiter Krawalle in Ägypten

Angehörige der Angeklagten und Fußballfans versuchten nach Verkündung der Urteile das Gefängnis in Port Said zu stürmen, um die Verurteilten zu befreien. Es kam zu heftigen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Unter den Toten sind auch zwei Polizisten, wie staatliche Medien unter Berufung auf das Innenministerium berichteten.

Beim Spiel Al-Masri Port Said gegen Al-Ahli aus Kairo am 1. Februar hatten Fans der Heimmannschaft nach dem Schlusspfiff regelrecht Jagd auf die Anhänger des Hauptstadtclubs bemacht. 74 Menschen wurden getötet. Fangruppen von Al-Ahli hatten bei den Demonstrationen, die vor zwei Jahren zum Sturz des autokratischen Präsidenten Husni Mubarak geführt hatten, eine wichtige Rolle gespielt. Sie werteten den Angriff der Al-Masri-Hooligans daher als Racheaktion von Kräften des alten Regimes, zumal die Sicherheitskräfte im Stadion offenbar nur zögerlich eingegriffen hatten.

Die neue Eskalation der Gewalt an diesem Wochenende wirft ein Schlaglicht auf die kritische Lage in Ägypten, knapp zwei Jahre nach dem Sturz Mubaraks. Erst am Freitag war es bei landesweiten Demonstrationen zur Erinnerung an den Beginn der Revolution 2011 zu Gewaltausbrüchen gekommen, bei denen mindestens elf Menschen getötet wurden.

Scharfe Kritik der Opposition

Die oppositionelle Nationale Heilsfront erhob derweil schwere Vorwürfe gegen Mursi. Der Staatschef sei "für die übermäßige Gewaltanwendung der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten" verantwortlich, hieß es in einer Erklärung. Die größte Organisation der Opposition drohte zudem mit einem Boykott der bevorstehenden Parlamentswahlen, sollte Mursi nicht ihre Forderungen, wie eine Änderung bestimmter Artikel der islamistisch gefärbten Verfassung, erfüllen.

haz/gmf/re (dpa, afp,dapd, rtr)