Nicht mehr willig
22. Dezember 2007Der neue australische Premierminister Kevin Rudd kündigte bei einem Überraschungsbesuch in Bagdad den Abzug der 550 Soldaten bis zum Juni 2008 an, berichteten australische Medien am Samstag (22.12.2007). Rund 900 polnische Soldaten verlassen das Zweistromland bis Oktober 2008. Der polnische Präsident Lech Kaczynski billigte eine entsprechende Vorlage der neuen Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP am Freitagabend.
Tusk macht es wahr
Tusk hatte vor der Parlamentswahl im Oktober den Wählern versprochen, die Truppen heimzuholen. Das Mandat für die Entsendung der Soldaten läuft derzeit nur bis zum 31. Dezember dieses Jahres. Hätte Kaczynski, der die Truppen eigentlich längerfristig an der Seite der USA im Irak sehen wollte, einem Abzug bis Oktober nicht zugestimmt, dann hätte dies dazu führen können, dass sie schon bis Ende des Monats hätten abgezogen werden müssen, da für eine Verlängerung die Zustimmung des Parlaments notwendig ist.
Australien und Polen gehörten zur so genannten "Koalition der Willigen", einem Bündnis von 49 Staaten, das den US-Einmarsch im Irak im März 2003 zumeist mit eigenen Truppen unterstützt hatte. Etliche Länder, wie etwa Spanien, Italien und die Niederlande, haben seitdem ihre Streitkräfte wieder abgezogen, nachdem sich der Einsatz bei der eigenen Bevölkerung als wenig populär erwiesen hatte.
Australien hatte sich mit 2000 Mann am US-Einmarsch beteiligt und verlegte seine Truppen danach hauptsächlich in den Kommandobereich der Briten in der südirakischen Metropole Basra. Das derzeitige australische Kontingent ist im Luftwaffenstützpunkt Tallil bei Nassirija, 350 Kilometer südlich von Bagdad, stationiert. Polen hatte sich mit 250 Mann an der US-Invasion beteiligt und unmittelbar danach 2500 Soldaten in den Irak geschickt.
Gates denkt an Abzug
US-Verteidigungsminister Robert Gates äußerte am Freitag (21.12.) die Hoffnung, dass bis Mitte 2008 wie vorgesehen fünf Kampfbrigaden abgezogen werden können. Allerdings werde dies "völlig von den Bedingungen vor Ort abhängen", sagte er auf seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz in Washington. Die US-Militärführung im Irak hatte den Schritt im September angesichts einer verbesserten Sicherheitslage vorgeschlagen, nachdem die Truppenstärke in der ersten Hälfte dieses Jahres um rund 30.000 Mann erhöht worden war. (sams)