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Ausufernder Drogenmarkt beunruhigt EU-Beobachter

4. Juni 2015

Immer mehr legale neue Drogen kommen in Europa auf den Markt. EU-Beobachter warnen, im vergangenen Jahr seien durchschnittlich zwei neue psychoaktive Substanzen, sogenannte Legal Highs, pro Woche aufgetaucht.

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Reagenzgläser mit Legal Highs (Foto: dpa)
Legal Highs im ReagenzglasBild: picture-alliance/dpa/Christoph Schmidt

Die Vielfalt der in Europa angebotenen Rauschmittel hat drastisch zugenommen. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien pro Woche zwei neue Drogen entdeckt worden, teilte die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in ihrem Jahresbericht mit. Dabei handele es sich überwiegend um synthetische Rauschmittel, sogenannte Legal Highs.

2014 seien 101 neue legale Drogen gezählt worden, 2013 seien es noch 81 gewesen. Insgesamt sind der EMCDDA 450 dieser Substanzen bekannt.

Legal Highs enthalten chemische Substanzen, die ähnliche Wirkungen entfalten wie illegale Drogen wie etwa Ecstasy oder Kokain. Sie werden meist im Internet vertrieben, häufig als Badesalz oder Kräutermischungen getarnt - oft anonym und mit virtuellen Währungen wie Bitcoin bezahlt. Sogar ein begrenzter Konsum dieser Drogen sei wegen ihrer hohen Giftigkeit bedenklich, warnte die Behörde mit Sitz in Lissabon.

Die EU-Beobachtungsstelle hat 650 Online-Drogenhändler identifiziert, die Legal Highs an Europäer verkaufen. Der Anstieg von Online-Drogenmärkten stelle eine große Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden und Drogenfahnder dar, heißt es in dem Jahresbericht.

Heroinkonsum stagniert

"Relativ positiv" wertete die Behörde die Entwicklung bei den traditionellen illegalen Drogen wie Heroin, das eine stagnierende Nachfrage erlebe. Die Zahl der Menschen, die sich in den EU-Ländern wegen Heroinsucht in Behandlung begeben haben, ging dem Bericht zufolge von 2007 bis 2013 um mehr als die Hälfte zurück - von 59.000 auf 23.000. Die Hälfte der 1,3 Millionen Langzeit-Heroinsüchtigen befinde sich in Behandlung. Weiter heißt es in dem Bericht, dass die Polizei weniger Heroin beschlagnahmt habe.

Rauschmittel mit stärkerer Wirkung

Die in Europa konsumierten illegalen Drogen wiesen zudem einen höheren Wirkstoffgehalt und höheren Reinheitsgrad auf als in der Vergangenheit, betonte die Beobachtungsstelle. Dies gelte nicht nur für künstlich hergestellte Rauschmittel, sondern auch für "traditionelle" Drogen wie Heroin oder Kokain.

Unter den aufputschenden Drogen ist Kokain die am meisten konsumierte illegale Substanz in der EU. Im vergangenen Jahr hätten in der EU geschätzte 3,4 Millionen Erwachsene Kokain konsumiert, gefolgt von Ecstasy mit 2,1 Millionen Erwachsenen.

Die meistkonsumierte illegale Droge insgesamt in der Europäischen Union war auch im vergangenen Jahr Cannabis mit 19,3 Millionen Nutzern. Schätzungen zufolge greift ein Prozent der EU-Bevölkerung täglich oder nahezu täglich zu Cannabis. Deutschland verzeichnete im vergangenen Jahr ebenso wie Spanien und Großbritannien einen Rückgang, während der Cannabis-Konsum in anderen Ländern zunahm, etwa in Frankreich, Bulgarien und den skandinavischen Staaten.

qu/uh (dpa, afp)