Kaum Erfolge gegen Drogen
21. April 2015"Jeder Todesfall ist ein Todesfall zuviel", bedauerte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler. Gemeinsam mit dem Chef der Bundeskriminalamts, Holger Münch, präsentierte die CSU-Politikerin in Berlin den Drogenbericht der Regierung und hatte insgesamt wenig Positives zu vermelden. Mortler beklagte insbesondere den Tod dreier Minderjähriger durch illegale Drogen.
In den Mittelpunkt ihrer Bilanz rückten Mortler und Münch die neuen synthetischen Modedrogen, die von der Drogengesetzgebung noch nicht erfasst sind und die sich weitgehend ungebremst durchgesetzt haben. So stieg die Zahl der Toten wegen dieser sogenannten Legal Highs (auch "Herbal Highs") binnen eines Jahres von nur fünf auf bereits 25, wie Regierung und BKA nun resümieren mussten. 2014 starben insgesamt 1032 Menschen wegen ihres Drogengenusses - drei Prozent mehr als im Vorjahr. Haupttodesursache war weiter eine Überdosierung von Heroin beziehungsweise Morphin in Verbindung mit anderen Substanzen.
In Deutschland sind laut Bundeskriminalamt mittlerweise mehr als 1500 Legal-High-Produkte mit rund 160 verschiedenen neuen psychoaktiven Wirkstoffen bekannt. Im Internet werden diese Drogen meist als Kräutermischungen oder Badesalzdrogen angeboten. Die Zusammensetzung und die Risiken seien oft nicht bekannt.
Einen auffällig starken Anstieg gab es im vergangenen Jahr auch beim Ecstasy-Konsum. Die Zahl der erstmals auffälligen Ecstasy-Konsumenten nahm gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent auf 2096 zu. Auch bei Crystal Meth stieg die Zahl der Menschen, die erstmals bei den Behörden auffällig wurden, erneut um 14 Prozent auf 3138. Das Aufputschmittel Crystal Meth macht sehr schnell abhängig und birgt große gesundheitliche Risiken.
Die Drogenkriminalität eskalierte. 2014 erfasste die Polizei nach diesen Angaben 276.734 Fälle, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damit habe die Rauschgiftkriminalität nach einem zwischenzeitlichen Rückgang wieder das Niveau von 2005 erreicht.
Komplizierte Materie
Mortler kündigte ein neues Gesetz an, nachdem angeblich künftig alle Substanzen genereller als illegal eingestuft werden könnten. Viele der in Frage kommenden Stoffe werden aber auch schlicht im Alltag verwendet. Für ein Verbot oder eine Bestrafung des Handels müssten sie im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt werden. Es werde eine "mutige Lösung" geben, versprach die CSU-Politikerin. Heute fallen neue Designerdrogen nach nur kleinen molekularen Veränderungen oft nicht mehr unter bereits ausgesprochene Verbote.
SC/stu (afp, dpa, epd)