Autoindustrie Europa
3. März 2014Der europäische Automarkt kommt langsam in Gang, die Neuzulassungen haben Anfang des Jahres 2014 zugelegt. Brechen jetzt wieder rosige Zeiten für die Autoindustrie an? "Es brechen bessere Zeiten für die europäischen Autobauer an", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte von der Universität Duisburg-Essen gegenüber der DW, "aber von rosig ist man noch ein Stückchen entfernt."
Wie es um den Markt wirklich bestellt ist, verdeutlichen diese Zahlen: Im letzten Jahr wurden in der EU gemeinsam mit den EFTA-Ländern - also mit Norwegen, der Schweiz und Island - 12,3 Millionen Fahrzeuge verkauft. Auf den ersten Blick eine sehr hohe Zahl, aber im Jahr 2005 waren es noch 15,5 Millionen. "Man ist auf dem Weg, aus der Krise heraus zu gehen, aber es wird noch einige Zeit dauern. Die Aussichten sind besser geworden und das hilft den Autobauern", so Dudenhöffer.
Premium-Anbieter gut aufgestellt
Bei den deutschen Autobauern sind die Premium-Anbieter BMW, Audi und Mercedes-Benz am besten aufgestellt. Sie konnten die europäische Krise gut ausbalancieren mit starkem Wachstum in wichtigen Märkten wie den USA und China. Auch künftig werden diese Marken neue Rekorde beim Verkauf und auch bei den Gewinnen erzielen. Denn höchstwahrscheinlich verbessert sich der Weltmarkt in 2014, weil nach den meisten Konjunkturprognosen die Weltwirtschaft insgesamt auf Erholungskurs ist.
Bei den so genannten Massen- oder Volumenherstellern erscheint die Situation eher durchwachsen. Europas größter Hersteller Volkswagen ist weltweit unterwegs und hat nur in den USA erheblichen Nachholbedarf. Entsprechend liegt VW zwischen den Premium-Herstellern und den anderen Volumenerzeugern, die nur auf Europa ausgerichtet sind - wie etwa die deutsche General Motors-Tochter Opel, Ford-Europe oder der französische Konzern PSA Peugeot-Citroen, bei dem kürzlich ein Investor aus China eingestiegen ist. Außer VW haben alle in den letzten Jahren rote Zahlen geschrieben.
Licht am Ende des Tunnels
Weil der europäische Markt sich leicht verbessert, sehen sie aber Licht am Ende des Tunnels. "Das heißt, man kann davon ausgehen, dass man 2014 die Verluste weiter reduziert", analysiert Dudenhöffer die Situation, "und dann 2015 vielleicht in Richtung ausgeglichene Geschäftszahlen läuft".
Global gesehen sind die wichtigen Trends der Automobilbranche eher rückwärtsgerichtet: Wir erleben momentan so etwas wie eine neue Blüte der konventionellen Fahrzeugantriebe, also der Verbrennungsmotoren. Begünstigt wird diese Entwicklung durch den niedrigen Erdölpreis.
Billiges Benzin
Ein Barrel Rohöl kostet zurzeit rund 100 US-Dollar und ist damit weit entfernt von den 140 Dollar im Jahre 2008. Prognosen von 200 Dollar und mehr für 2020 sind weltfremd geworden, glauben viele Fachleute. So sind etwa durch Fracking in den USA die Erzeugerpreise für Energie gesunken - Rückenwind für die Autobauer also auch aus dieser Richtung.
Allerdings auch kein Signal für die Autokäufer, viel Geld in spritsparende Modelle zu investieren. "Die alternativen Antriebe haben sich bisher als nicht tragfähig erwiesen", meint Dudenhöffer. Insbesondere die Elektromobilität erscheine auch in Deutschland in einem sehr traurigen Bild. "BMW war der letzte Hersteller, der mit einer großen Innovation, mit dem i3, auf den Markt gekommen ist. Aber der Rest der Autobauer - die ziehen sich Stück für Stück zurück."
PS-Party in Genf
Entsprechend präsentierte sich die Branche Anfang März auf dem Genfer Autosalon, traditionell in jedem Jahr die erste große Automobilmesse in Europa. "Die Konventionellen blühen. Große Fahrzeuge, Fahrzeuge mit viel PS, Fahrzeuge die wieder die alten Emotionen bewegen, die stehen in Genf in diesem Jahr wieder im Mittelpunkt", so der Experte.
Umweltschutz war gestern, in der Automobilbranche von heute sind wieder hochmotorisierte Modelle gefragt, das Marktsegment der sportlichen Geländewagen (SUV) legt stetig zu.