Autorin Gudrun Pausewang gestorben
24. Januar 2020Man könnte sie auch die "frühe Greta Thunberg" nennen. Denn Gudrun Pausewang schrieb beharrlich gegen politische Tatenlosigkeit an. Ihr erster Roman, "Rio Amargo" aus dem Jahr 1959, der sich noch an Erwachsene wandte, wurde gleich ein Publikumserfolg. Ihr Märchen "Hinterm Haus der Wassermann" von 1972 markierte den Beginn ihrer Erfolgsserie als Kinder- und Jugendbuchautorin. Umwelt, Frieden und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus - das waren, grob gesagt, ihre Themen.
Jugendliche Leserinnen und Leser begeisterte sie 1983 mit "Die letzten Kinder von Schewenborn". Im Roman "Die Wolke" aus dem Jahr 1987 beschrieb sie die Folgen eines fiktiven Atomreaktorunfalls. Zwar schieden sich an dem Buch die Geister. Doch wurde es ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) zum Bestseller. Mehr noch: zur "Bibel" der Anti-Atom-Bewegung. Als Schullektüre prägte der Roman Generationen.
Am 3. März 1928 in Wichstadtl in Ostböhmen geboren, wuchs Pausewang in einer Familie überzeugter Nationalsozialisten auf. Zunächst war sie ein begeistertes Jungmädel. Erst nach dem Tod des Vaters und der Flucht der Familie nach Westdeutschland erkannte sie die Verbrechen des Regimes.
Späte Einsichten
2011 sagte sie in einem Interview: "Ich glaubte an Hitler und seine Botschaft bis zuletzt. Erst Jahre nach dem Krieg begriff ich langsam, dass es nicht genügt, sich alle vier Jahre an der Wahlurne fragen zu lassen: Wie hätten Sie's denn politisch gerne?"
Die Autorin lebte mehrere Jahre in Chile, Venezuela und später in Kolumbien. Ab 1972 unterrichtete sie an einer hessischen Grundschule. Mit 70 Jahren promovierte sie über "Vergessene Jugendschriftsteller der Erich-Kästner-Generation". Für ihr schriftstellerisches Werk erhielt Pausewang mehrere Auszeichnungen, zuletzt 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Lebenswerk.
Gudrun Pausewang starb jetzt im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg, wie ihr Sohn mitteilte.
sd/pg (dpa/KNA)