Bank of England gibt Entwarnung für Brexit
28. November 2017"Die Bank von England kommt zu dem Urteil, dass das Bankensystem die Realwirtschaft selbst in dem unwahrscheinlichen Fall eines ungeordneten Brexits weiterhin unterstützen kann", sagte Notenbankchef Mark Carney bei der Vorlage des Finanzstabilitätsberichts der Bank of England in London. Unklar ist laut Carney, ob die Widerstandskraft der Institute ausreicht, sollte der Zeitpunkt des Ausscheidens Großbritanniens aus der EU mit einer schweren Rezession zusammenfallen.
In ihrem jährlichen Stresstest spielten die britischen Bankaufseher durch, was mit den größten Instituten des Landes im Falle bestimmter negativer Entwicklungen geschehen würde. Dabei berücksichtigen sie einen starken wirtschaftlichen Abschwung, eine Abwertung des Pfunds um ein Viertel, ein Einbruch der Häuserpreise sowie von Kreditausfällen infolge starker Arbeitslosigkeit und anziehender Zinsen. Laut der Bank of England sei das Szenario härter gewesen als während der vergangenen Finanzkrise, erklärte die Bank of England.
Zwei Großbanken mussten Nachbessern
Fünf der sieben einbezogenen Großbanken bestanden den Stresstest ohne Weiteres. Zwei jedoch überschritten Warnmarken: Barclays und die verstaatlichte Royal Bank of Scotland. Beide Banken hätten jedoch Maßnahmen ergriffen, um ihr Kapital zu stärken, weshalb keine weiteren Schritte notwendig seien, erklärte die britische Notenbank. Je mehr Kapital Kreditinstitute vorhalten, desto besser können sie Wirtschafts- und Finanzkrisen überstehen.
Der Stresstest hätte zwar nicht explizit das anstehende Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union zum Thema gehabt. Es seien aber wirtschaftliche Risiken eingeflossen, die mit dem Brexit in Verbindung stehen könnten, erklärte die Notenbank.
Derzeit verhandeln in Brüssel Unterhändler der britischen Regierung mit der Europäischen Union über die Modalitäten eines Ausstiegs aus dem Staatenbund. Dieser Schritt soll im März 2019 vollzogen werden. Notenbank-Chef Carney forderte bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts erneut eine "rechtzeitige Vereinbarung" über den Brexit. Dabei plädierte er für eine großzügige Übergangszeit, um die Risiken für die Finanzstabilität Großbritanniens zu reduzieren.
ww/kle (dpa, rtr)