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Bankenreform im Schneckentempo

10. April 2013

IWF-Chefin Christine Lagarde geht hart mit der Eurozone ins Gericht. Trotz aller Fortschritte hätten die Gesetzgeber die Banken- und Finanzkrise noch längst nicht beseitigt. Aber auch die USA kommen bei ihr schlecht weg.

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Christine Lagarde nach ihrer Rede in New York (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Vor allem das Bankensystem in Europa sei weiter zu anfällig, kritisierte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF). In einer Rede vor dem New Yorker Wirtschaftsclub forderte Lagarde umfassende Aufräumarbeiten im Bankenwesen. Die Reformen verliefen zu schleppend, kritisierte Lagarde.

"Zu wenig Kapital - zu viele faule Kredite"

Fünf Jahre nach der globalen Finanzkrise sei das System vor allem in den schwächeren Eurostaaten noch nicht ausreichend repariert. Viele Banken dort hätten nach wie vor "nicht genügend Kapital und zu viele schlechte Kredite in ihren Büchern", warnte Lagarde.

Obwohl die Zentralbanken ihre Geldpolitik extrem gelockert hätten, kämen die niedrigen Zinsen deswegen nicht bei den Menschen und Betrieben an, die sie wirklich benötigten. "Die Leitungen sind verstopft. Die Priorität muss daher sein, das Bankensystem durch Rekapitalisierung, Restrukturierung und - wo es notwendig ist - Schließungen aufzuräumen."

Lagarde bekräftigte ihre Forderung nach einer gemeinsamen Finanzpolitik in der Eurozone. "Darüber hinaus benötigt die Eurozone eine echte Bankenunion, um das Fundament der Währungsunion zu stärken."

Reformbedarf nicht nur in Europa

Auch global müsse das Bankensystem grenzüberschreitend stärker reguliert werden, verlangte die frühere französische Finanzministerin. Viele Gefahren aus der Zeit vor der Finanzkrise bestünden weiterhin. Viele Institute seien noch immer so groß, dass ihr Scheitern die Weltwirtschaft gefährden könnte. Und auch der Handel mit undurchschaubaren, risikoreichen Wertpapieren sei nicht genügend eingeschränkt worden, sagte Lagarde. Zudem warnte sie vor einer Überhitzung der Kreditmärkte durch die lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken.

Kritik auch an den USA

Der globale Konjunkturausblick ist laut Lagarde aber insgesamt besser als in den Vorjahren. "Die Wirtschaftswelt sieht nicht mehr ganz so gefährlich aus wie vor sechs Monaten. Wir erwarten aber nicht, dass das Wachstum in diesem Jahr viel größer ist als im vorherigen", sagte die IWF-Chefin in New York. Die Besserung der Lage sei insbesondere der lockeren Geldpolitik der wichtigen Notenbanken geschuldet. Zwar gebe es Anzeichen, dass sich die allgemeine Finanzlage bessere. Dies habe sich jedoch noch nicht in der Realwirtschaft niedergeschlagen. Unter diesen Bedingungen sei die expansive Geldpolitik der Zentralbanken weiterhin angebracht.

Neben der Eurokrise bereite der Welt auch die Schuldensituation in den USA weiter großes Unbehagen. Die Amerikaner hätten bislang keinen glaubwürdigen Plan präsentiert, wie sie ihr Defizit in den Griff bekommen können, ohne der Konjunktur zu schaden, kritisierte Lagarde.

Mit ihrer wirtschaftspolitischen Rede in New York lieferte Lagarde eine Vorschau auf die wichtigsten Themen der Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank, zu der die Finanzminister und Notenbankchefs aus den 188 Mitgliedsstaaten am 19. und 20. April in Washington erwartet werden.

qu/se (dpa, rtr, afpf)