Bayer Leverkusen entlässt Trainer Herrlich
23. Dezember 2018Nach dem enttäuschenden Verlauf der Hinrunde für Bayer Leverkusen muss Heiko Herrlich den Trainerposten verlassen, das bestätigte der Verein. Die Nachfolge übernimmt der Niederländer Peter Bosz. Bayer war unter Herrlich mit drei Niederlagen in der Bundesliga in die laufende Saison gestartet. Seit diesem Zeitpunkt stand der ehemalige Nationalspieler ständig in der Kritik.
Herrlich war seit dem 1. Juli 2017 bei dem Klub tätig. Damals unterschrieb der Ex-Nationalspieler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019. Bosz hatte in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund gearbeitet.
17 Spiele, nur 24 Punkte
"Unter der sportlichen Leitung von Peter Bosz wollen wir versuchen, unseren ambitionierten Ansprüchen so schnell wie möglich wieder gerecht zu werden", sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Bayer-04-Geschäftsführung. Sportdirektor Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich mit der "Stagnation in der Entwicklung des Teams. Auch wenn wir zum Jahresende hin wieder den Anschluss an die internationalen Plätze hergestellt haben, befinden wir uns nach der insgesamt nicht befriedigenden Halbserie in einer Situation, die einen Trainerwechsel aus unserer Sicht notwendig macht", sagte der ehemalige Nationalspieler und Bundestrainer, über dessen Zukunft bei Bayer ebenfalls spekuliert wird.
Der zweite Rauswurf
Es ist nach der Entlassung von Tayfun Korkut im Oktober in Stuttgart der zweite Trainerwechsel der laufenden Saison. Er hatte sich seit einiger Zeit abgezeichnet - selbst der 3:1 Sieg gegen Hertha BSC am letzten Spieltag vor der Winterpause konnte an der Entscheidung des Managements nichts mehr ändern. Offenbar war man sich mit dem Nachfolger schon einig geworden - und Herrlichs restliche Vertragslaufzeit nur noch bis zum Sommer ließ einen relativ eleganten Wechsel zu. Vom scheidenden Trainer war, wie so oft in diesen Konstellationen, kein Wort zu vernehmen. Sein letztes Zitat offenbarte noch, dass der 47-jährige auf eine Fortsetzung des Engagements hoffte: "Ich verstehe mich immer als Diener des Vereins. Und so lange ich Diener des Vereins sein darf, werde ich es leidenschaftlich tun."
Manche Beobachter äußerten am Sonntag Zweifel, ob Bosz eine gute Lösung für die Leverkusener ist. Man konnte sich daran erinnern, dass der frühere Ajax-Amsterdam-Coach in seiner ersten Bundesliga-Saison in Dortmund 2017 zwar furios mit Offensiv-Fussball startete, dann aber nach einer Serie von Misserfolgen bereits im Dezember gehen musste. Besonders die zu diesem Zeitpunkt schlechten Defensivleistungen der Dortmunder wurden dem Trainer seinerzeit angekreidet. Sein neuer Klub, Leverkusen, hat auf diesem Gebiet zuletzt auch seine Schwächen offenbart.
Aber der Kontakt zwischen Bosz und dem Leverkusener Management war nicht abgerissen. Schließlich hatte der Niederländer schon mit Bayer geliebäugelt, bevor er schließlich nach Dortmund gegangen war. Nun also: ein neuer Anlauf.
Bayer, das im Sommer die Qualifikation für die Champions League als Saisonziel ausgerufen hatte, hat nach 17 Spielen lediglich 24 Punkte auf dem Konto und rangiert auf Platz neun. Im DFB-Pokal und der Europa League überwintert Bayer zwar, aber auch in diesen beiden Wettbewerben konnte Leverkusen bislang nicht vollends überzeugen. Unter Herrlich war die Königsklasse in der vergangenen Spielzeit als Tabellenfünfter nur knapp verpasst worden.
ml/sw/pgr (sid, dpa)