Bayer Leverkusen steht sich selbst im Weg
18. August 2015Die Wade war im Weg. Nein es war kein Römer, der seinen Unterschenkel noch rettend in die Flugbahn des Spielgeräts lenkte, es war Stefan Kießling. Der eigene Mann. Der Bayer-Stürmer fälschte in der 70. Minute einen Schuss seines Teamkollegen Hakan Çalhanoğlu noch leicht ab und der Ball sprang von dort ins Tor – 1:0 für Leverkusen, dachten alle. Doch Schiedsrichter Jonas Eriksson entschied auf Abseits, weil Kießling in Abseitsposition unfreiwillig ins Spiel eingriff. Die Szene steht symbolisch für einen unglücklichen Champions-League-Abend von Bayer Leverkusen bei Lazio Rom.
Denn Leverkusen zeigte in Rom insbesondere taktisch eigentlich eine gute Leistung, stand sich im entscheidenden Moment aber selbst im Weg und verlor am Ende das Playoff-Hinspiel zur Champions League bei Lazio Rom knapp mit 0:1 (0:0). "Auf dem Niveau machst du einen kleinen Fehler und wirst eiskalt bestraft", haderte Lars Bender nach der Partie im Sky-Interview. "Dennoch macht die Leistung der Mannschaft Mut für das Rückspiel kommende Woche. Da müssen wir noch eine Schippe drauflegen."
Affenlaute von den Rängen
Das Hinspiel war von Beginn an eine intensiv geführte Partie. Leider auch auf den Rängen: Vom Lazio-Block schallten diskriminierende Affenlaute durch die Arena, immer dann, wenn Jonathan Tah, Karim Bellarabi oder Wendell am Ball waren. Schiedsrichter Jonas Eriksson drohte mit Spielabbruch, sollten die rassistischen Rufe nicht aufhören. Auf dem Rasen begann Rom mit viel Verve, setzte Bayer unter Druck und die Werkself machte prompt Fehler: Das Passspiel war ungenügend, der Spielaufbau stockte. Erst nach einer Viertelstunde bekam Bayer Leverkusen ein Bein auf den Boden und ordnete das eigene Spiel. Nach einigen eher zaghaften Versuchen in Richtung des Tores von Lazio-Keeper Etrit Berisha sorgte Lars Bender plötzlich für einen Kracher: Sein fulminanter Schuss knallte an den linken Pfosten (26.).
Nur rund eine halbe Minute wackelte dann aber das Bayer-Tor: Alt- und Weltmeister Miroslav Klose, der bei Lazio wegen seines ungebrochenen Ehrgeizes und seiner großen Laufbereitschaft als Vorbild für seine weit jüngeren Kollegen gilt, schloss einen schnellen Konter der Römer mit einem Schuss aus spitzem Winkel ab - doch auch hier verhinderte das Aluminium einen Torjubel. Danach ließ die spielerische Qualität der Partie nach, es dominierte der Kampf. Kurz vor der Pause erbeutete Çalhanoğlu das Spielgerät und zirkelte es von der Mittellinie mit einem frechen Heber nur knapp neben das Tor von Lazio.
Abseitstor und Eiskalter Konter
Die zweite Hälfte begann ähnlich turbulent: Erst mussten Jonathan Tah und Bernd Leno kurz nach dem Wiederanpfiff gemeinsam Balde Diao Keita aufhalten, was nur mit äußerster Mühe gelang. Dann war Lazio gleich nochmal gefährlich, aber in einer anderen Hinsicht: Mauricio rauschte mit einem Kung-Fu-Tritt von hinten gegen den Kopf von Bellarabi. Eine scheußliche Szene, für die der Brasilianer aber nur Gelb sah. Dabei forderten die Bayer-Akteure zu Recht vehement die Rote Karte.
Nachdem dann Çalhanoğlus Abseitstor in der 70. Minute zu Recht nicht gegeben wurde, antwortete Lazio mit einem trockenen Konter zum Siegtor: In der 77. Minute setzte sich Keita mit viel Willen und noch mehr Schnelligkeit gegen Jonathan Tah durch und traf ins lange Eck zum 1:0 für Rom. "Eine unverdient-bittere Niederlage. Das hätte so nicht passieren müssen", sagte Stefan Kießling nach dem Spiel zu Sky. Lazio hat damit vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch (26. August) in Leverkusen gute Chancen, zum ersten Mal seit acht Jahren wieder in die Königsklasse einzuziehen. Leverkusen muss an die eigene Heimstärke glauben und darauf hoffen, dass sich die Werkelf im Rückspiel nicht wieder selbst im Weg steht.
Die Playoffs zur Champions League im Überblick:
Lazio Rom - Bayer Leverkusen 1:0 (0:0)
Manchester United - FC Brügge 3:1 (2:1)
Sporting Lissabon - ZSKA Moskau 2:1 (1:1)
BATE Borissow - Partizan Belgrad 1:0 (0:0)
FK Astana - APOEL Nikosia 1:0 (1:0)