Bayern dreht das Spiel in Stuttgart
29. Januar 2014Wer soll diese Bayern noch schlagen? Lange Zeit sah es in Stuttgart nach der ersten Niederlage des Tabellenführers aus. Doch die Bayern drehten das Nachholspiel des 17. Spieltags auf spektakuläre Weise und erzielten wenige Sekunden vor dem Ende doch noch den entscheidenden Treffer zum 2:1 (0:1)-Auswärtserfolg. Die Stuttgarter zeigten eine gute Leistung, für die sie sich letztlich aber nichts kaufen konnten. Es wäre deutlich mehr drin gewesen für den Abstiegskandidaten.
Ibisevic sorgt für die Überraschung
In der ersten Halbzeit verlief das Spiel über weite Strecken wie erwartet: Der FC Bayern hielt den Ball lange in seinen Reihen und kontrollierte die Partie, die wegen der Teilnahme der Münchener am Weltpokal verschoben worden war. Allerdings machten es die Stuttgarter, die kurzfristig auf ihren verletzten Kapitän Christian Gentner verzichten mussten, dem Tabellenführer sehr schwer. Der VfB störte früh und eroberte viele Bälle, verlor sie oft aber auch sehr schnell wieder. Zudem suchten die Stuttgarter den Weg zum Tor. Timo Werner hatte die erste Chance, zielte aber zu hoch (8. Minute). Kurze Zeit später köpfte er Bayern-Verteidiger Rafinha den Ball im Strafraum an die Hand - der Elfmeterpfiff blieb aber aus (12.). Auf der anderen Seite lupfte Xherdan Shaqiri den Ball über VfB-Keeper Sven Ulreich hinweg auf das Tornetz (11.).
Besser traf dann ein Stuttgarter: Nach einem Schuss von Werner, der Vedad Ibisevic in die Hacken schoss, kam der Ball über Moa Abdellaoue zu Ibisevic zurück. Der VfB-Torjäger hatte aus zehn Metern keine Mühe, den Ball zum 1:0 im langen Eck zu versenken (29.). Glück für den VfB: Abdellaoue stand knapp im Abseits. Das Tor hätte nicht zählen dürfen. Anschließend übernahmen die Bayern wieder das Kommando, kamen aber nur selten zum Abschluss. Mit einer Stuttgarter 1:0-Führung ging es in die Halbzeitpause.
Guardiola bringt die Doppel-Neun
Stuttgart kam mit Schwung aus der Kabine und hätte schon nach wenigen Sekunden durch Ibisevic erhöhen können, verfehlte das Tor aber knapp. Die Münchener ließen wieder den Ball laufen, blieben aber harmlos. Bayern-Trainer Pep Guardiola reagierte und brachte mit Mario Mandzukic und Claudio Pizarro zwei echte Stürmer (59.). Shaqiri und Toni Kroos mussten runter.
Das brachte aber zunächst keinen Erfolg. Erst in der 72. Minute musste Ulreich mit einem großartigen Reflex gegen Thiago retten. Der VfB-Keeper stellte den Fuß raus und klärte einen harten Flachschuss des Spaniers zur Ecke. Kurze Zeit später war er gegen Thomas Müller erneut mit dem Fuß zur Stelle. Dann aber machte sich zumindest ein Wechsel doch bezahlt: Nach einem Freistoß von der Seite köpfte Pizarro den Ball aus kurzer Entfernung und traf zum 1:1 (76.). Ulreich war noch dran, konnte aber nicht mehr entscheidend klären.
Traumtor von Thiago in letzter Sekunde
Wer gedacht hatte, dass der VfB Stuttgart nun aufstecken würde, sah sich getäuscht: Die Stuttgarter suchten weiter den Weg nach vorne - die beste Gelegenheit hatte Werner, dessen Flachschuss Nationaltorhüter Manuel Neuer unter sich begrub (81.). Das Spiel wurde immer spannender, drei Minuten Nachspielzeit waren angezeigt. Als die fast abgelaufen waren, schlug Rafinha noch einmal eine Flanke in den Strafraum und fand dort Thiago. Der kleine Spanier verwertete den Ball mutig und artistisch per Seitfallzieher mit Scherenschlag und versenkte das Leder unhaltbar zum nicht mehr für möglich gehaltenen 2:1 im Stuttgarter Tor (90.+3)
Sekunden später war Schluss: Die Bayern feierten, als hätten sie einen Pokal gewonnen, Stuttgarts Spieler sanken enttäuscht auf den Rasen. "Wir haben sicher ein gutes Spiel gemacht und hatten auch in der zweiten Hälfte noch gute Chancen", stellte Stuttgarts Trainer Thomas Schneider fest. "Wir haben leidenschaftlich gearbeitet gegen die Bayern, das haben die Jungs sehr gut gemacht. Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt." Das sah auch sein Gegenüber Guardiola so: "Stuttgart hat 30 Minuten sehr gut gespielt, war aggressiver und hat viele Zweikämpfe gewonnen. Wir hatten Probleme, unsere Linie zu finden. Am Ende waren wir glücklicher, das war ein fantastisches Tor und ein unglaublicher Sieg."
Den Bayern beschert der glückliche Erfolg einen nun wohl uneinholbaren Vorsprung von 13 Punkten auf die zweitplatzierten Leverkusener. Der VfB Stuttgart, der zwischenzeitlich schon Morgenluft hatte schnuppern dürfen, bleibt tief im Abstiegskampf stecken. Nur drei Zähler beträgt der Vorsprung des VfB auf den Relegationsplatz.