Behinderte beenden Protest im Parlament
27. Mai 2018Die Gruppe bestand aus behinderten Kindern und Jugendlichen, ihren Betreuern und Eltern. Seit Mitte April hatte sie mit ihrer Aktion im Parlament in Warschau auf die schlechte finanzielle und soziale Lage von Behinderten und ihren Familien aufmerksam machen wollen. Sie kämpfte unter anderem für einen monatlichen Pflegezuschuss in Höhe von 500 Zloty (120 Euro) und eine Erhöhung der Sozialrente für Behinderte.
In einem Flur ausgeharrt - nur eine Toilette
Doch mit Blick auf das Wohlergehen der Kinder brachen die Demonstranten nun ihren Protest ab. "Wir sorgen uns um unsere Gesundheit und vor allem um die unserer Kinder", begründete eine der Verantwortlichen, Iwona Hartwich, die Entscheidung im polnischen Nachrichtensender TVN24. Sie hatte mit ihrem 23-jährigen behinderten Sohn Tag und Nacht in einem Flur des Sejm kampiert.
Am Wochenende blockierten Behördenvertreter den Gang, sodass die Demonstranten nur noch Zugang zu einer Toilette hatten. Währenddessen fand in einem anderen Teil des Parlamentsgebäudes die Frühjahrstagung der parlamentarischen Versammlung der NATO-Militärallianz statt.
Unterstützung erhielt die Gruppe von der Opposition und von Lech Walesa, dem ehemaligen polnischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger des Jahres 1983, der die Protestierenden vor einer Woche besuchte. Auch ranghohe Mitglieder der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sprachen mit den Parlamentsbesetzern. Eine große Annäherung brachten die Gespräche nicht.
Kein Pflegegeld mehr, wenn Kinder 18 Jahre alt sind
Die konservative Regierung hob mittlerweile wie gefordert die Sozialrente für Behinderte auf umgerechnet 240 Euro brutto an. Sie weigert sich jedoch weiter, auch volljährigen behinderten Kindern eine monatliche Unterstützung in Höhe von umgerechnet etwa 120 Euro zu gewähren. Der Haushalt gebe das nicht her, heißt es zur Begründung. Die betroffenen Eltern sprechen von Desinteresse an den Problemen "der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft".
se/rb (dpa, afp)