Israel: Touchdown auf dem Mond
11. April 2019Mit Beresheets Touchdown auf dem Mond ist Israel am Ziel seines großen #IsraelToTheMoon-Projekts – das bislang nicht besser laufen könnte: Vor sieben Wochen, am 22. Februar, ist der Lander an Bord einer Falcon 9 Rakete von SpaceX in Cape Canaveral gestartet. Nach diesem Bilderbuch-Start legte die Sonde rund 6,5 Millionen Kilometer zurück. Nach mehreren planmäßigen Bahnkorrekturen schwenkte der Lander am 4. April 2019 mit einem sechsminütigen Bremsmanöver in eine Umlaufbahn um den Mond ein.
Der Landeplatz von Beresheet stand von Anfang an fest: Das Mare Serenitatis oder "Meer der Heiterkeit" wird volkstümlich als ein "Auge des Mannes im Mond" angesehen.
Kleiner Lander, große Pläne
Der Name des Landers bezieht sich auf den ersten Wochenabschnitt der Torah. "Beresheet" heißt so viel wie "Genesis" oder "Beginn". Auch der Name ist also bewusst gewählt, denn das Projekt ist gleich in zweifacher Hinsicht ein Novum: Es ist nicht nur Israels erste Mondlandung, sondern es ist auch die erste rein privat initiierte und finanzierte Mondmission überhaupt.
Beresheet bekam seinen Anfangsimpuls durch einen Wettbewerb, durch den 2007 gestarteten "Google Lunar XPrize". Der Aufruf von Google richtete sich ausschließlich an private Wettbewerber, bis Ende März 2018 einen Landeroboter für den Mond zu entwerfen. Er sollte in der Lage sein, sich auf dem Mond 500 Meter weit fortzubewegen und hochauflösende Videobilder zurück zur Erde zu schicken.
Zwar gewann keines der 34 Teams den Preis, weil Google keinem zutraute, in der vorgegebenen Zeit den Roboter auch zu bauen, aber der israelische Bewerber SpaceIL ließ sich dadurch nicht entmutigen und setzte seine Pläne trotzdem weiter fort – mit Erfolg.
SpaceIL ist der gemeinnützige Verein hinter Beresheet, der Bildungsprogramme im Bereich Forschung und Technologie fördert. Er finanziert sich durch Spenden einzelner privater Förderer, arbeitet aber auch mit der Israelischen Weltraumagentur ISA zusammen.
Morris Kahn, Präsident von SpaceIL, prophezeite vor Abflug, Israel werde "Geschichte schreiben", wenn es sich den drei Großmächten anschließe, die es bisher geschafft haben.
Bisher ist erst den USA, Russland und China eine Mondlandung geglückt.
Auf dieses Vorhaben hat Israel sich gut vorbereitet, denn die 585 Kilogramm schwere Sonde ist vollgepackt – nicht unbedingt mit Technik, dafür aber mit umso mehr Symbolkraft. Mit im Gepäck hat der waschmaschinengroße Lander eine Zeitkapsel, in der sich drei digitale Speicherdisks mit Hunderten von Dateien befinden. Dabei handelt es sich um für Israel besonders bedeutsame Dokumente und Werke, etwa die Unabhängigkeitserklärung und die Nationalhymne, hebräische Lieder, das "Gebet für die Reise", Zeichnungen von Kindern, Erinnerungen eines Holocaust-Überlebenden sowie eine Notiz des verstorbenen Präsidenten Schimon Peres.
Klingt nach mehr Ballast als es tatsächlich ist. Denn der Inhalt wurde mithilfe von Nanotechnologie auf einem Datenträger in Münzgröße gespeichert – damit ist die Ladung also äußerst platzsparend, wenn auch – mit Verlaub – für eine Mondlandung nicht unbedingt vonnöten.
Kurzes Vergnügen
Lange wird Israels Ausflug zum Mond nicht andauern, da Beresheet über keine Temperaturregelung verfügt. Zudem landet die Sonde während des zweiwöchigen Mondtages. Das heißt: Sie wird Temperaturen von etwa 100 Grad Celsius ausgesetzt sein, auf die sie nicht ausgelegt ist. Der Lander wird also relativ schnell überhitzen. Die Funktionsdauer auf der Mondoberfläche wurde auf zwei bis drei Tage geschätzt.
Doch die Zeit soll Beresheet nutzen. 500 Meter gilt es für den kleinen Lander zurücklegen. Dabei führt er Messungen durch und überträgt hochauflösende Videos und Bilder.
Die Sonde wird in bestehende Forschungsprojekte eingebunden. So hat Beresheet ein Magnetometer an Bord, welches Daten an den Lunar Reconnoisance Orbiter der NASA übertragen soll.
Wettlauf zum Mond
Vor allem geht es laut SpaceIL jedoch darum, junge Menschen für die Weltraumforschung, Technologie und Ingenieurswissenschaften zu begeistern. Nicht zuletzt deshalb findet das Leuchtturmprojekt auch rechtzeitig zum Jubiläum der ersten Mondlandung statt. Am 21. Juli 2019 jährt sich der Moment zum 50. Mal, als der NASA-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf den Mond setzte.
Doch längst ist der Mond wieder in den Fokus gerückt: Nachdem das internationale Interesse an Mondlandungen seit Anfang der 70er Jahre nachgelassen hat, nehmen nun gleich mehrere Länder den Erdtrabanten ins Visier. China hat derzeit seine Sonde "Chang'e 4" auf der erdabgewandten Seite des Mondes, eine technische Meisterleistung. Indien hofft, noch in diesem Frühling mit seiner Chandrayaan-2 Mission die fünfte Mondfahrer-Nation zu werden. Japan will 2020 oder 2021 seine Mondsonde "Slim" auf die Reise schicken.
Selbst die USA, die seit 1972 nicht mehr auf dem Mond waren, sollen laut Präsident Donald Trump möglichst schnell eine Mondmission umsetzen. Die US-Regierung will binnen fünf Jahren wieder Astronauten auf den Mond bringen.
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