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Bittere Medizin für Donezk

Daria Kholodilina24. Oktober 2013

Nach der Pleite gegen Leverkusen leckt Donezk seine Wunden. Der Gegner, in der Ukraine auch als "Die Pharmazeuten" bezeichnet, verabreichte dem ukrainischen Meister ein nützliches Mittel gegen Gegner-Unterschätzung.

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Stefan Kiessling erzielt das 1:0 gegen Shakhtar Donetsk. (Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)
Bild: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images

Nach dem Erfolg in San Sebastian gegen Real Sociedad (2:0) sowie dem Heim-Remis gegen Manchester United (1:1) erhoffte sich Schachtjor Donezk auch ein positives Ergebnis in Leverkusen. Die Mannschaft war bereits wie üblich zwei Tage vor dem Spiel nach Deutschland gekommen, um sich in Ruhe vorzubereiten, auf dem Rasen der BayArena zu trainieren und sich an das Wetter zu gewöhnen. Laut der Philosophie des Cheftrainers Mircea Lucescu erlangen dadurch seine Fußballer mehr Sicherheit.

In dem Kölner Hotel, wo die "Schwarz-Orangenen" residierten, konnte man einen herrlichen Ausblick auf den Rhein genießen und die Schachtjor-Profis bekamen die Gelegenheit, durch die Stadt zu bummeln und ein Stück Kölner Schönheit zu erkunden. Denn ansonsten hatte der Ausflug nach Deutschland nur wenig Schönes, sondern nur Peinliches für die Gäste aus Donezk zu bieten. Zum Beispiel aggressiven Fußball und, als Folge, eine schockierende 0:4 (0:1)-Niederlage.

Kießling beflügelt

Aus Donezk waren einige Dutzend treuer Fans nach Leverkusen geflogen, um ihre Mannschaft vor Ort zu unterstützen. Mit orangenen Fan-Schals und rosaroten Hoffnungen strömten sie zur BayArena und waren bereit, ihre Stimmen und Gesänge dem Team zu widmen. Gegen die Dominanz der Leverkusener Fans auf den Rängen konnten sich die ukrainischen Gesänge jedoch kaum durchsetzen. Und so wurde vor allem die Bayer-Elf lautstark unterstützt und nach vorn getrieben.

Besonders viel Aufmerksamkeit schenkten die Fans Bayer-Stürmer Stefan Kießling, der in dem Bundesligaspiel am Wochenende das "Phantom-Tor" von Hoffenheim erzielt hatte und seitdem gegen den Vorwurf kämpfen muss, danach nicht fair gehandelt zu haben. Auf einem großen Plakat in der Leverkusener Fankurve stand "Kießling - Kämpfer, Identifikationsfigur, Persönlichkeit" zu lesen. Mit seinen zwei Toren (21. und 72. Minute) und dem herausgeholten umstrittenen Strafstoß, den Simon Rolfes verwandelte (50.), zeigte Kießling seine Dankbarkeit. Das Vertrauen seitens seines Trainers Sami Hyypiä, der Teampartner und der Fans hatte den 29-jährigen Stürmer offensichtlich beflügelt. Außerdem traf noch Sidney Sam (57.).

Schachtjor-Trainer Mircea Lucescu. (Foto: EPA/SERGEY DOLZHENKO, dpa)
Die Taktik von Schachtjor-Trainer Mircea Lucescu ging nicht aufBild: picture-alliance/dpa

Trainerfuchs enttäuscht

Wenig Gegenwehr kam dagegen von Schachtjor. Darijo Srna, der Kapitän, gab sich selbstkritisch, aber kämpferisch: "Wir haben zu viele Fehler gemacht. Nun muss man sich beruhigen, alles gründlich zu analysieren. Kopf hoch und weiter gehen! Die Hoffnung gibt man nie auf." Trainer Lucescu wirkte bei der Pressekonferenz müde. "Es war schwierig, die Mannschaft weiter zu koordinieren, alles war zerstört. Unsere Spieler sind nervös geworden, und erstaunlich ist, dass die erfahrenen Spieler wie Darijo Srna oder Andrej Pjatov auch die Fehler begangen haben", resümierte er. Seine Taktik war komplett gescheitert, die Mannschaft agierte unreif und bereits in zwei Wochen erwartet Schachtjor in der luxuriösen "Donbass Arena" die Gäste aus dem Rheinland.

Lucescu übte auch massive Kritik an den Entscheidungen des Schiedsrichters, dennoch zeigte das Spiel die prekäre Lage von Schachtjor. Der Team-Umbau muss weiter gehen. Das braucht seine Zeit, doch die hat der rumänische Coach kaum. Trotzdem versprach er, dass die Zuschauer am 5. November in Donezk sich ein komplett anderes Spiel ansehen werden. "Alles, was uns noch bleibt, ist das Team mit dieser bitteren Unzufriedenheit für die nächste Partie vorzubereiten."