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BKA nimmt Darknet ins Visier

27. Juli 2016

Drogen, Waffen, Falschgeld - das "dunkle Netz" gilt als Spielwiese für Kriminelle. Auf deren Bekämpfung will sich das BKA stärker konzentrieren. Das finden Hacker übertrieben und erinnern an positive Aspekte des Darknet.

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Symbolbild Darknet Waffen (Foto: picture alliance/dpa)
Das Darknet ist auch ein Umschlagsort für WaffenBild: picture alliance/dpa/A. Heinl

"Wir wollen nicht nur Marktplätze vom Netz nehmen - wir wollen die Händler und die Käufer erwischen," erklärte der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch. Das Darknet sei ein Schwerpunkt für seine Behörde im Kampf gegen Cyber-Kriminalität. Verbrecher nutzen diesen schwer zugänglichen und verschlüsselten Bereich des Internets als anonyme Handelsplattform für Drogen, Waffen, Falschgeld, Kinderpornografie und gestohlene Zugangsdaten.

Das "Darknet" ist ein verborgener Teil des World Wide Web und nach Einschätzung von Fachleuten stark gewachsen. Es ist eine Art virtueller Hinterraum für Eingeweihte, der nicht über herkömmliche Suchmaschinen zugänglich ist. Nutzer werden über mehrere Knoten im Netz weitergeleitet, wodurch der Ursprung von Daten nicht mehr nachzuvollziehen ist.

Debatte nach München

Zuletzt ist diese "dunkle" Nische des Internets einmal mehr in die Diskussion geraten, weil sich der Amokläufer von München seine Waffe im Darknet besorgt haben soll. Er tötete am vergangenen Freitag neun Menschen und später sich selbst.

Wie die BKA in ihrem Jahresbericht ermittelte, nehmen die durch Cyber-Kriminalität hervorgerufenen Schäden für die Gesellschaft immer weiter zu. Insgesamt stieg die Gesamtsumme der polizeilich erfassten Schäden im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 40,5 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr erfasste die Behörde mehr als 45.000 Cyber-Kriminalitätsfälle. Die Dunkelziffer sei hoch, hieß es in dem BKA-Bericht. "Cyber-Crime ist nach wie vor ein wachsendes Phänomen - man könnte auch sagen, fast ein wachsendes Gewerbe", warnte Münch. Die Aufklärungsquote liege bei 32,8 Prozent.

Dream Market Screenshot (Foto: Dream Market)
Alles was das kriminelle Herz begehrt: Im Darknet gibt auch es Ausweispapiere jeder ArtBild: Dream Market

Münch: "Wir spielen nur Bundesliga"

Seit Ende 2014 habe das BKA 85 Verfahren wegen des Verdachts des illegalen Waffenhandels im Internet angestoßen, die zum Teil noch liefen, teilte Münch mit. Dabei setze die Behörde auch verdeckte Ermittler ein. Es sei jedoch sehr teuer, in dieser hochtechnisierten Welt Schritt zu halten, räumte der BKA-Chef ein. Münch erklärte: "Wir spielen Bundesliga, und zur Champions-League würde es gehören, nochmal einen noch größeren Kader und ein noch größeres Budget zu haben." Er sprach sich zudem für eine strafrechtliche Rechtsgrundlage für Online-Durchsuchungen aus, um beispielsweise Passwörter festzustellen.

Der Chaos Computer Club (CCC) warnte, die anonymen Bereiche des Internets zu verteufeln. "Das Bedrohungsszenario, das von deutschen Behörden gezeichnet wird, ist nicht sehr realistisch", erklärte Linus Neumann vom CCC der Deutschen Presse-Agentur. Tatsächlich habe der Münchner Amokläufer für den Kauf der Waffe über das Darknet Monate gebraucht. In der realen Welt wäre dies wahrscheinlich sehr viel schneller gegangen, meint Neumann. Der Umfang des Drogen- und Waffenhandels im Darknet sei weitaus geringer als derjenige außerhalb des Internet. Neumann wies außerdem daraufhin, dass die Technologie ursprünglich zum Schutz von Dissidenten entwickelt wurde, die darauf angewiesen sind, anonym zu veröffentlichen und sich informieren zu können. Das gelte heute insbesondere für Menschen in der Türkei, im Iran oder Syrien, sagte Neumann. "Hier ist eine Abwägung von Schaden und Nutzen wichtig."

nin/uh (rtr, doa, afp)