"WM-Vergabe an Katar war ein Fehler"
16. Mai 2014"Natürlich war es ein Fehler. Aber wissen Sie, man macht viele Fehler im Leben", sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehsender "RTS". "Der Technische Bericht zu Katar hat eindeutig gesagt, dass die Temperaturen im Sommer zu hoch sind. Dieser Umstand hat das Exekutivkomitee der FIFA jedoch nicht davon abgehalten, die WM mit einer großen Mehrheit an das Emirat zu vergeben." Blatter favorisiert einen Termin Ende 2022, um der Sommerhitze mit Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius aus dem Weg zu gehen.
"Offenbar politischer Druck"
Der 78-Jährige wollte in dem Interview Bestechungsvorwürfe gegen das Emirat Katar nicht kommentieren: "Nein, nein, das habe ich nie gesagt." Offenbar, so Blatter, habe es aber politischen Druck aus Frankreich und Deutschland gegeben. "Man weiß gut, dass große Firmen aus Frankreich und Deutschland in Katar arbeiten, aber sie arbeiten nicht nur für die WM", sagte Blatter.
Regierung kündigt Abschaffung des Kafala-Systems an
Katar steht seit Monaten wegen menschenunwürdiger Zustände auf den WM-Baustellen am Pranger. Die Regierung des Emirats hatte am Mittwoch (14.05.2014) angekündigt, das umstrittene so genannte "Kafala-System" abzuschaffen und durch normale Arbeitsverträge zu ersetzen. Im Kafala-System bürgt in der Regel der Arbeitgeber für seine ausländischen Arbeiter. Dafür nimmt er sich das Recht, die Pässe seiner Mitarbeiter einzuziehen und Bezahlung und Arbeitsbedingungen selbst festzulegen. Nach Angaben internationaler Gewerkschafter sind seit 2010, als Katar den Zuschlag für die WM 2022 erhielt, rund 1200 ausländische Arbeiter auf Baustellen in dem Golfstaat ums Leben gekommen.
Wahltaktisches Manöver?
Blatter bestätigte erneut, dass er 2015 für eine fünfte Amtszeit als FIFA-Präsident kandidieren werde. "Ich habe nicht nur Lust, ich bin entschlossen weiterzumachen", sagte er. Blatters Aussagen zu Katar sind auch als weiteres Manöver gegen den möglichen Konkurrenten Michel Platini zu verstehen. Der UEFA-Präsident hatte als einziger Fußball-Funktionär Katar offen unterstützt.
sn/asz (sid, dpa)