Bogotá bietet der FARC eine Waffenruhe an
5. Juli 2015Bislang hatte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos eine Waffenruhe mit der linken FARC-Guerilla stets abgelehnt, bevor kein umfassendes Friedensabkommen geschlossen ist. Ein von den Rebellen einseitig verkündeter Schritt ist nach einem halben Jahr im Mai ausgelaufen. Seitdem mehren sich die Gefechte und Überfälle der linken Guerillagruppe auf Sicherheitskräfte und staatliche Einrichtungen.
Nun scheint die Regierung in Bogotá auch vor dem Abschluss der Friedensverhandlungen zu einer beiderseitigen Waffenruhe bereit. "Wir sind bereit, eine Waffenruhe zu akzeptieren, vorausgesetzt sie ist ernsthaft, beidseitig, definitiv und überprüfbar", sagte der Chefunterhändler der Regierung, Humberto de la Calle, in einem Interview. Zudem müsste die FARC "ihrer rechtlichen Verantwortung" gerecht werden und eine nationale und internationale Überprüfung zulassen.
Der Druck auf beide Seiten wächst
Auch wenn das Angebot einer Waffenruhe mit vielen Bedingungen verknüpft ist, stellt es eine Kehrtwende für die Regierung dar. Die seit 2012 auf Kuba laufenden Gespräche haben in mehreren Punkten zu einer Einigung geführt, kommen derzeit aber kaum noch voran. Laut de la Calle befinden sie sich sogar an ihrem "tiefsten Punkt", nachdem die FARC ihre einseitige Waffenruhe aufgehoben hat.
Zuletzt hatte die deutsche Bundesregierung auf eine schnelle Friedensregelung für das südamerikanische Land gedrungen. "Es gibt keinen anderen Weg als die Unterzeichnung eines Friedensabkommens in Havanna", sagte der Kolumbien-Beauftragte der Bundesregierung, der Grünen-Abgeordnete Tom Koenigs, der DW. Deutschland werde Kolumbien bei der Opferhilfe, juristischen Aufarbeitung und Bildung unterstützen. Ein Schwerpunkt der Hilfe gelte zudem den vom Konflikt betroffen enKindern und Kindersoldaten.
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) kämpfen seit mehr als einem halben Jahrhundert gegen den Staat und Großgrundbesitzer. In dem längsten Konflikt Lateinamerikas wurden bei Kämpfen zwischen linker Guerilla, rechten Paramilitärs, Drogenkartellen und den staatlichen Sicherheitskräften rund 220.000 Menschen getötet und mehr als sechs Millionen aus ihren Häusern vertrieben.
rb/qu (afp, rtr)