Boliviens Präsident beim Vaterschaftstest
26. April 2016Der bolivianische Präsident Evo Morales (Artikelbild) hat auf eigenen Wunsch ein forensisches Institut in der Hauptstadt La Paz aufgesucht, um eine mögliche Vaterschaft überprüfen zu lassen. Auch seine inhaftierte Ex-Freundin Gabriela Zapata und das mutmaßlich gemeinsame Kind sollten dann DNA-Proben abgeben, berichtete die Zeitung "Página Siete" unter Berufung auf einen Richter. Mit dem Test will der 56-jährige Sozialist nach Angaben seiner Anwälte klären lassen, ob er tatsächlich der Vater des knapp zehn Jahre alten Jungen ist.
Der Fall genießt in Bolivien höchste Aufmerksamkeit. Im Februar war eine Liaison mit der Unternehmerin Zapata aus dem Jahr 2007 bekannt geworden, sie war damals erst 19 Jahre alt. Daraus ging ein Sohn hervor, der laut Morales kurz nach der Geburt starb, er habe ihn nie gesehen. Zapata behauptet, der Sohn lebe noch. Sie hatte das Kind nach eigenen Angaben - wie von Morales verlangt - vor zehn Tagen einem Richter vorgeführt.
Die von einem Journalisten publik gemachte Geschichte verhagelte Morales den Wahlkampf für ein Referendum, das ihm die Option auf eine erneute Wiederwahl 2019 eröffnen sollte. Am Ende scheiterte er mit dem Vorhaben. Damit muss der seit 2006 amtierende Staatschef Anfang 2020 aus dem Amt scheiden.
Wenig später wurde Zapata verhaftet. Ihr droht ein Prozess unter anderem wegen Geldwäsche und Unterschlagung. Sie fühlt sich bedroht und hat sich mit Morales überworfen. Die heute 28-Jährige gehörte zur Führungsriege des chinesischen Unternehmens CAMC, das mit der bolivianischen Regierung Verträge in einem Wert von umgerechnet mehr als einer halben Milliarde Euro abgeschlossen hat. Die Opposition witterte einen Zusammenhang zwischen der Liaison und der Auftragsvergabe, Morales bestreitet das.
Morales ist Single und hat eine Tochter und einen Sohn aus verschiedenen Beziehungen. Bei offiziellen Anlässen wird der erste indigene Präsident Boliviens von seiner Schwester begleitet.
stu/jj (afp, dpa)