Bolt bleibt Sprint-König
23. August 2015Erst als das Lied "One Love" von Bob Marley in voller Lautstärke aus den Lautsprechern dröhnte, kam auch Usain Bolt richtig in Party-Laune. Nach seinem Triumph im Duell mit Justin Gatlin ließ sich der Superstar aus Jamaika mit seinen berühmten Mätzchen lange Zeit. Doch dann zeigte der Liebling der Massen doch wieder seine legendäre Blitz-Pose und brachte die Fans in Peking zum Ausrasten.
"Ich war relaxed, hab mir keinen Stress gemacht und es nach Hause gebracht", sagte Bolt, der sein Gold zunächst ganz still genoss: "Mein Ziel ist es, bis zu meinem Karriereende die Nummer eins zu bleiben. Und dafür treibe ich mich immer weiter an. Ich hätte heute noch schneller rennen können."
Zwei Bronzemedaillen
Am Ende hatte es Bolt nach seinem Startwackler doch allen Zweiflern wieder einmal gezeigt, seinen Rivalen und überführten Dopingsünder Gatlin geschlagen, seinen Status als Nummer eins der Sprint-Welt eindrucksvoll zementiert. Bolt war im entscheidenden Moment wieder einmal voll da und rannte bei der Leichtathletik-WM mit Saisonbestleistung von 9,79 Sekunden zu seinem nächsten Titel über 100 m. Um eine Hundertstelsekunde verwies er Gatlin, der während des Rennens immer mehr verkrampfte, auf Rang zwei (9,80). Bronze gewannen zeitgleich (9,92) Trayvon Bromell aus den USA und der Kanadier Andre De Grasse.
Mit der Jamaika-Fahne über den Schultern ließ sich Bolt ausgiebig feiern. Gatlin gratulierte fair, auch vor ihrem Showdown hatten sie sich sogar noch kurz abgeklatscht - die beiden respektieren sich. "Ich wusste, dass ich ein großes Rennen laufen muss - ich bin stolz auf mich", sagte Bolt.
Storl: "Bin nicht reingekommen"
Wie immer bei einem 100-Meter-Sprint der Männer gehen die Disziplinen, die an demselben Tag stattfinden, etwas unter. Vier weitere Entscheidungen gab es noch. Unter anderem im Kugelstoßen der Männer. In einem packenden Wettkampf rückte der Deutsche David Storl mit 21,74 m im vorletzten Versuch von Platz vier auf zwei vor, Gold und seinen ersten großen Titel sicherte sich der US-Amerikaner Joe Kovacs mit 21,93. Bronze ging überraschend an den Jamaikaner O'Dayne Richards (21,69).
"Es war überhaupt nicht mein Wettkampf. Ich bin überhaupt nicht reingekommen. Ich bin froh, dass ich noch Silber geholt habe", sagte der zweimalige Weltmeister, der natürlich gerne den dritten Triumph in Folge gefeiert hätte, in der ARD: "Es war technisch nicht sauber, ich habe die Linie verloren. Ich wollte meinen Titel natürlich verteidigen und habe mir 22 Meter schon zugetraut. Es war aber schwierig umzusetzen."
Nur 13 Monate nach der Geburt
Eine sehr emotionale Siegerin gab es im Siebenkampf der Frauen: Nur 13 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Reggie ist Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill aus Großbritannien zum zweiten Mal Weltmeisterin geworden. Die 29-Jährige siegte mit 6669 Punkten vor der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton (6554) und der Lettin Laura Ikauniece-Admidina (6516). "Das ist definitiv einer der größten Momente meiner Karriere", sagte Ennis-Hill. "So zurückzukommen und hier in Peking zu gewinnen, ist großartig."
Beste Deutsche wurde Claudia Rath, die sich durch einen starken 800-Meter-Lauf zum Abschluss noch auf Platz fünf mit 6441 Punkten verbesserte. "Ich bin sehr zufrieden", meinte Rath. "Ich habe zwar keine persönliche Bestleistung geschafft, aber die gute Platzierung macht das mehr als wett."
Doppelaufgabe: Funktionär und Sportler
Beim Hammerwurf der Männer setze sich der Pole Pawel Fajdek mit 80,88 Metern durch. Zweiter wurde Dilschod Nasarow (78,55 Meter), der nicht nur Sportler, sondern gleichzeitig Chef vom Leichathletik-Verband von Tadschikistan ist. Bronze holte sich Fajdeks Landsmann Wojciech Nowicki mit einer Weite von 78,55 Metern.
Geher-Europameister Miguel Angel Lopez aus Spanien hat sich auch den WM-Titel über 20 km gesichert und den Gastgebern die ersehnte Gold-Party verdorben. Lopez setzte sich vor Wang Zhen durch, der Chinas ersten Sieg beim Heimspiel verpasste. Dritter wurde der Kanadier Benjamin Thorne.
sw/tw (dpa, sid)