Auktionsrekord für Botticelli-Gemälde
28. Januar 2021Der "Junge Mann mit Medaillon" ist eines von nur zwölf erhaltenen Porträts aus der Hand des florentinischen Malers. Das Gemälde ist nun in New York für umgerechnet 70 Millionen Euro versteigert worden. Mit Gebühren liege der Gesamtpreis bei 92,2 Millionen Dollar, teilte das Auktionshaus Sotheby's mit. So viel sei noch nie zuvor bei einer Versteigerung für ein Werk des italienischen Malers bezahlt worden.
Die Auktion des Porträts und zahlreicher anderer Werke wurde live im Internet übertragen. Wer den Zuschlag für das Bild erhielt, teilte Sotheby's zunächst nicht mit. Der erfolgreiche Bieter war per Telefon mit dem Londoner Sotheby’s-Büro verbunden gewesen.
Seine Identität ist ein Geheimnis
Sandro Botticelli war einer der größten Künstler - nicht nur der in Florenz begründeten Renaissance, sondern der europäischen Kunstgeschichte. Geboren wurde er 1445. Botticelli malte unter anderem die mythologisch-allegorischen Gemälde "Geburt der Venus" und "Primavera".
Das Bildnis des "Jungen Mannes mit Medaillon" ist nur wenige Jahre nach der "Primavera" entstanden. Es wird auf Mitte der 1480er-Jahre datiert. Sandro Botticelli gab damals die vorherrschende Mode des in Italien üblichen Profilbildes auf und malte den jungen Mann fast in Frontalansicht.
Das Geheimnis um die Identität des Porträtierten konnte nie gelüftet werden. Es wird gemutmaßt, er stamme aus dem Umfeld des damaligen Regenten und Kunstmäzens Lorenzo de' Medici, genannt "il Magnifico", der Sandro Botticelli besonders schätzte und förderte.
Mit Blick auf Haltung und Kleidung stammt der junge Mann zweifelsohne aus gehobenem Hause. In seinen Händen hält er ein großes Medaillon, auf dem ein alter Mann mit langem, grauen Bart zu sehen ist - wohl ein Heiliger, der die Hand zum Segensspruch erhebt.
Botticelli hat das Bildnis der Darstellung des sienesischen Malers Bartolommeo Bulgarini aus dem 14. Jahrhundert nachempfunden. Womöglich handelt es sich bei dem Heiligen um einen Schutzpatron der Familie.
"Junger Mann" wechselte mehrmals Besitzer
Das Tafelporträt selbst war über Jahrhunderte weitgehend unbekannt und hing unbemerkt in einem walisischen Schloss der Familie Newborough. Ein Vorfahr von Lord Newborough, Sir Thomas Wynn, soll es in Florenz erworben und nach Wales gebracht haben.
Erst in den 1930er-Jahren wurde es einem kleinen Kreis von Kunstkennern bekannt. Zwischen 1935 und 1938 war es im Besitz eines Londoner Kunsthändlers, der es wiederum an einen Sammler veräußerte. Dessen Erben gaben es 1982 bei Christie's zur Auktion, wo es der derzeitige Besitzer für 810.000 Pfund ersteigerte.
In den vergangenen Jahrzehnten war das Gemälde immer wieder in berühmten Museen zu sehen - in London und Washington sowie auch 2009 im Frankfurter Städel.