Brigitte Macron - Die Frau an seiner Seite
30. April 2017Paris, 23. April, die ersten Hochrechnungen sind gerade über die Leinwände geflimmert. Emmanuel Macron, der Mann der Mitte, ist mit knappem Vorsprung zu Front-National-Chefin Marine Le Pen in die Stichwahl gekommen. Der Maßanzug sitzt, das perfekte Lächeln auch, der 39-Jährige läuft unter Applaus auf die Bühne des "En Marche!"-Hauptquartiers nahe Versailles - doch Macron ist nicht allein. Hand in Hand tritt er mit seiner Frau Brigitte, 64, vor die fahnenschwenkenden Anhänger. In den ersten Reihen bilden ein paar junge Frauen mit den Zeigefingern ein Herz, strecken die Arme in die Luft, skandieren lautstark "Brigitte! Brigitte! Brigitte!"
Seine Liebe zu Brigitte Macron, geborene Trogneux, der Französisch- und Lateinlehrerin aus der Provinz, scheint anzukommen bei den Franzosen. Zugleich bildet sie eine große Angriffsfläche für seine Kritiker. Wer ist diese Frau, die zu Beginn seiner Karriere wegen ihrer kurzen Röcke, der braun gebrannten Haut und ihrer blondierten Haare in der französischen Klatschpresse immer wieder zum Thema wurde?
Homestorys in "Paris Match"
Brigitte Trogneux ist das jüngste der sechs Kinder von Simone und Jean Trogneux aus Amiens, einer Universitätsstadt rund 140 Kilometer nördlich von Paris. Sie wuchs auf in einer wohlhabenden bürgerlichen Familie, Besitzer einer 1872 gegründeten Schokoladenmanufaktur mit mehreren Filialen, bekannt für ihre Spezialität "Macarons d'Amiens".
Viel mehr weiß man über die Vergangenheit von Macrons Ehefrau nicht. Mit ihrem ersten Ehemann, Bankier André Louis Auzière, hat sie zwei Töchter und einen Sohn. Mittlerweile ist sie Großmutter von sieben Enkelkindern. Sie arbeitete bis vor zwei Jahren als Lehrerin, dann gab sie ihren Job für den politischen Erfolg des 24 Jahre jüngeren Emmanuel Macron auf.
Kennengelernt hatten sich die beiden in der Theater-AG der Jesuitenschule "La Providence" in Amiens. Gemeinsam erarbeiteten der 17-jährige Schüler und die 41-jährige Lehrerin eine Inszenierung von "La Comédie du langage" - "Die Kunst der Komödie". "Ich spürte, dass ich ins Wanken gerate - und er auch", so Brigitte Macron gegenüber "Paris Match", einer der bekanntesten Illustrierten Frankreichs. Das Magazin hat bereits mehrere exklusive Homestorys des Paares veröffentlicht.
"Egal, was Sie tun: Ich werde Sie heiraten."
Der französische Sender "France 3" hat kürzlich ein Video der Schultheateraufführung aus dem Frühjahr 1993 veröffentlicht: Macron steht auf der Bühne als Vogelscheuche. Für die letzten Jahre seiner Schulausbildung wechselte der Schüler an das Pariser Elitegymnasium Henri IV., während die Lehrerin in Amiens blieb. Sie haben dennoch Kontakt gehalten, telefonierten stundenlang miteinander. Zum Abschied soll Macron zu ihr gesagt haben: "Egal, was Sie tun: Ich werde Sie heiraten."
2007 geht dieser Wunsch in Erfüllung. Brigitte Auzière reichte die Scheidung von ihrem damaligen Mann ein, zog zu Emmanuel nach Paris. Als Macron ins politische Rampenlicht tritt, fällt es vielen Franzosen anfangs schwer, sich an das ungleiche Paar zu gewöhnen. Das hat sich längst geändert: Das Paar hat seinen großen Altersunterschied im Wahlkampf genutzt, um mit dem glatten Erscheinungsbild des Kandidaten zu brechen. In Macrons Leben fällt sonst nicht viel aus dem Raster: Der steilen Karriere als Investmentbanker folgte der Einzug in den Elysée-Palast als Wirtschaftsberater von Staatspräsident François Hollande und später der Aufstieg zum Wirtschaftsminister.
Alles inszeniert?
Mittlerweile sorgt die ungewöhnliche Beziehung kaum noch für Kritik in der Öffentlichkeit. Gerade Frauen in Frankreich finden die öffentliche Hingabe Macrons zu seiner älteren Ehefrau mutig. Aus ihrer Sicht sagt die Beziehung der beiden viel über Emmanuel Macron aus, der als 17-Jähriger eine deutlich ältere Frau von sich überzeugen konnte und nun versucht, ein ganzes Land von sich zu überzeugen.
Im Wahlkampf begleitet Brigitte ihren Mann immer - häufig sitzt sie ganz vorn im Publikum, schaut zu ihm hinauf, mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen. Sie spielt eine aktive Rolle in seinen Veranstaltungen, ist Teil seiner Wahlkampfstrategie. Anders als Front National-Chefin Marine Le Pen gewährt Macron dem französische Volk einen Einblick in sein Privatleben. Ob inszeniert oder nicht.
Die Frau, die womöglich nach der Stichwahl am 7. Mail die neue Première Dame der Franzosen sein wird, gibt sich mittlerweile gelassen gegenüber den Medien, wenn es mal wieder um ihren Mann geht: Warum Emmanuel dieses Jahr Präsident werden muss? "Stellt euch nur vor, wie ich 2022 aussehen werde."