1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Broadway-Legende Stephen Sondheim ist tot

27. November 2021

Er hat das US-amerikanische Musical revolutioniert. Zu seinen Welterfolgen gehören "West Side Story" und "Sweeney Todd". Nun ist Stephen Sondheim im Alter von 91 Jahren gestorben.

https://p.dw.com/p/43Z3W
USA Kultur l Komponist Stephen Sondheim verstorben
Abschied vom legendären Komponisten Stephen Sondheim Bild: Stephen Lovekin/Getty Images

Stephen Sondheim war einer der bedeutendsten Texter und Komponisten der Musiktheaterbranche. Frank Sinatra und Judy Collins sangen Versionen seines Hit-Songs "Send in the Clowns". Der frühere US-Präsident Barack Obama sagte einst über ihn, er habe "das amerikanische Musical neu erfunden" und ehrte den Ausnahmekünstler mit der Freiheitsmedaille. Der Komponist Stephen Sondheim war eine Größe auf dem Broadway und weit darüber hinaus. Er war dafür bekannt, dass er dem amerikanischen Musiktheater geholfen hat, sich über die reine Unterhaltung hinaus weiterzuentwickeln und mit Werken wie "West Side Story", "Into the Woods" und "Sweeney Todd" neue künstlerische Höhen zu erreichen.

USA Kultur l Komponist Stephen Sondheim verstorben l Presidential Medal of Freedom
Große Ehrung: 2015 erhielt Stephen Sondheim die FreiheitsmedailleBild: Evan Vucci/AP/picture alliance

Die Anfänge

Stephen Joshua Sondheim wurde am 22. März 1930 in New York City geboren. Er wuchs als Einzelkind in Manhattan und, nach der Scheidung seiner Eltern, bei seiner Mutter auf einer Farm in Pennsylvania auf. Obwohl seine Eltern beide in der Modebranche tätig waren, kam Sondheim früh mit der Musik und dem Theater in Berührung.

Im Alter von sieben Jahren begann er Klavier zu spielen und war mit dem US-amerikanischen Musical-Produzenten Oscar Hammerstein II befreundet. Sondheims erster professioneller Job als Autor war die Fernsehkomödie "Topper" in den 1950er Jahren. Danach folgte ein Erfolg nach dem anderen. Im Verlauf seiner mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere in Theater, Film und Fernsehen gewann Sondheim unter anderem einen Oscar, einen Pulitzer-Preis, acht Grammys und acht Tony Awards. Seine Lieder wurden für ihren scharfen Witz und ihren Einblick in das moderne Leben gefeiert und dafür, dass sie komplexen Charakteren eine Stimme gaben.

Seine Welterfolge

Nachdem Sondheim sich als Koautor des Fernsehfilms "Topper" (1953) betätigt hatte, gelang ihm 1957 als Verfasser der Gesangstexte zu Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" - mit unvergänglichen Songs wie "Maria", "Tonight", "Somewhere" und "One Hand, One Heart" - ein spektakulärer Sprung auf die Broadway-Bühne. Damit begründete er zugleich eine Karriere als eine der innovativsten Figuren des amerikanischen (Musik-)Theaters, die ihn nicht nur zum sehr erfolgreichen Texter werden ließ, sondern in den Augen der Kritik auch zu einem der größten Musical-Komponisten überhaupt.

USA Kultur l Komponist Stephen Sondheim mit Elizabeth Taylor 1976
Aufnahmen von Liedern für den Film "A Little Night Music": Komponist Stephen Sondheim mit Elizabeth Taylor im Jahr 1976Bild: Graham Morris/Evening Standard/Getty Images

In dem am 1. März 1979 am Broadway uraufgeführten Musical-Thriller "Sweeny Todd, the Demon Barber of Fleet Street" wandte Sondheim sich dem Tabuthema des Kannibalismus zu. Die Story greift auf die alte englische Ballade vom mörderischen Barbier zurück, der seine Opfer zu Pastete verwursten ließ, nachdem er, seiner Meinung nach unschuldig, fünfzehn Jahre im Gefängnis gesessen und blutige Rache zu nehmen geschworen hatte. "Sweeny Todd" sorgte für ausverkaufte Häuser und wurde 2008 in der Regie von Tim Burton für das Kino adaptiert.

In seinem nächsten Musical "Assassins" (1991) thematisierte Sondheim die Mordversuche an US-Präsidenten. 1994 brachte er die mit vier Tony Awards ausgezeichnete musikalische Bearbeitung des Briefromans "Fosca", "Passion" (1994) über eine Frau, die sich in einen begehrten stattlichen Armeehauptmann verliebt, auf die Bühne.

Einige seiner Werke, die als musikalisches Unterhaltungstheater mit durchaus tieferer Bedeutung bezeichnet wurden, stießen in den USA zunächst auf Ablehnung und reüssierten darauf im Londoner Westend, bevor sie zu Hause anerkannt und mit Preisen überhäuft wurden. Seine Arbeiten wurden weltweit als "concept musicals" bezeichnet, die Formen, Traditionen und konventionelle Stile sowie die Glaubwürdigkeit des eigenen Mediums immer wieder in Frage stellten.

Ehrungen und Trauerbekundungen

Sondheim starb plötzlich in seinem Haus in Connecticut, einen Tag nachdem er mit Freunden noch Thanksgiving gefeiert hatte, so sein Anwalt F. Richard Pappas.

Stars aus Film und Musiktheater erweisen ihm die Ehre: Die Sängerin Barbra Streisand twitterte: "Gott sei Dank wurde Sondheim 91 Jahre alt, denn so hatte er Zeit, diese wunderbare Musik und großartigen Texte zu schreiben!"

Komponistenkollege Andrew Lloyd Webber schrieb: "Lebe wohl Steve, ein Gigant des Musiktheaters unserer Zeit, eine Inspiration nicht nur für zwei, sondern für drei Generationen (...)".

Die Schauspielerin Bernadette Peters, die die Rollen von Dot und Marie in "Sunday in the Park" und die Hexe in "Into the Woods" spielte, drückte ihre Trauer über den Verlust eines Freundes aus und twitterte, Sondheim habe "mir so viel zum Singen gegeben".

Schauspielkollegin Anna Kendrick, die in der Verfilmung von "Into the Woods" die Rolle des Aschenputtels spielte, nannte Sondheims Tod "einen verheerenden Verlust”. "Seine Werke aufzuführen, war eines der größten Privilegien meiner Karriere", fügte sie auf Twitter hinzu.

rbr/sti (dpa, Munzinger)