LiBeraturpreis für die iranische Autorin Fariba Vafi
14. Oktober 2017Es ist ein "leiser Roman", den Fariba Vafi geschrieben hat. Aber zugleich einer, "der es in sich hat", meint die Literaturkritikerin Claudia Kramatschek. "Tarlan" erschien erstmals 2006, die deutsche Übersetzung folgte 2015. Es ist ein Buch über eine junge Frau und die Umwälzungen nach dem Sturz des Schahs Ende des siebziger Jahre. Sie will Schriftstellerin werden, entscheidet sich dann aber doch für eine Ausbildung zur Polizistin.
Tarlans Geschichte ist eine "Erzählung über ein ganz normales iranisches Leben", sagte der deutsch-iranische Schriftsteller SAID laut Manuskript seiner Laudatio in Frankfurt. Er lobt Vafis Beobachtungsgabe und ihr Nachdenken über Freiheit. "Sie nennt kaum Namen, sie bewertet nicht, sie urteilt nicht", so SAID. In dem Roman falle kein Wort über Politik in der "Islamischen Republik", und dennoch entstehe ein Psychogramm des Landes.
"Schreiben duldet keine Klischees"
Das sagte Fariba Vafi 2015 in einem Interview mit Quantara.de. Auch sie selbst musste sich von klischeehaften Vorstellungen befreien, wie sie sagt. "Ich schreibe so, wie ich die Welt, die Gesellschaft und die Menschen in ihr sehe", so Vafi. Das aber gehe nur mit einer sehr genauen Sprache.
Fariba Vafi wurde 1962 in Täbris im Nordwesten des Iran geboren. Sie schreibt auf Farsi, ihre Muttersprache aber ist Azeri. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Teheran. Im Iran ist sie eine sehr beliebte und erfolgreiche Schriftstellerin, auch wenn "der Einfluss der Literatur auf die Gesellschaft und ihre sozialen Probleme" nicht groß sein kann "in einer Gesellschaft, in der die Auflage von Büchern sehr niedrig ist", so Vafi in einem Gespräch mit der Deutschen Welle. Trotzdem gebe es einen unbestreitbaren Einfluss, zumindest wenn es um Diskriminierung und Ungleichheit gehe. "Iranische Schriftstellerinnen haben es immer geschafft, mit Fingerspitzengefühl und Mut ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen."
Starke Frauen
Der mit 3000 Euro dotierte LiBeraturpreis wird seit 1987 vergeben und richtet den Blick auf Autorinnen aus Afrika, Asien, Lateinamerika oder der arabischen Welt. Er ist entstanden aus der Idee, "weibliche Stimmen des globalen Südens hörbar zu machen". Dies motivierte auch die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl, die Schirmherrschaft des LiBeraturpreises zu übernehmen: "Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist ein wichtiges Element auch in der Wertewelt der Deutschen Welle. Dass mit dieser Auszeichnung das Augenmerk auf die literarische Arbeit herausragender Frauen gerichtet ist, deren Literatur auch ein Instrument sein kann, um genau diese Werte einzufordern, macht alle stärker, die dafür eintreten."
pl/qu (epd, litprom.de)