Bund: Ausstieg bei Lufthansa
14. September 2022Lufthansa ist wieder vollständig in privaten Händen. Der Staat, der den Konzern in der Corona-Pandemie mit einer Beteiligung von rund 20 Prozent unterstützt hatte, hat seine letzten Anteile verkauft, wie die Deutsche Finanzagentur am Dienstagabend mitteilte. Der Bund machte demnach mit dem Einstieg bei der Lufthansa unter dem Strich einen Gewinn von 760 Millionen Euro.
Die Lufthansa hatte in der Corona-Krise im Juni 2020 mit der Bundesregierung und der EU-Kommission ein insgesamt neun Milliarden Euro schweres staatliches Rettungspaket ausgehandelt - drei Milliarden Euro als Darlehen der staatlichen Förderbank KfW und sechs Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF).
Davon bekam der Konzern 5,7 Milliarden Euro als stille Einlagen und rund 300 Millionen Euro, mit denen der WSF seine Aktienbeteiligung am Unternehmen aufbaute. Der Konzern nahm nach eigenen Angaben 3,8 Milliarden Euro in Anspruch. Schon im November 2021 zahlte die Lufthansa alle Finanzhilfen zurück und kündigte nicht abgerufene Mittel.
Rückzahlung der Staatshilfen in mehreren Schritten
Der WSF verkaufte 2021 bereits Teile der Lufthansa-Aktien, Ende Juli dann weitere. Zuletzt betrug der Anteil noch rund 9,9 Prozent, der nun an internationale Großanleger verkauft worden ist.
"Die für den WSF insgesamt erzielten Erlöse aus der Veräußerung der Aktienbeteiligung in Höhe von 1,07 Milliarden Euro übersteigen den zum Erwerb der Beteiligung eingesetzten Betrag von 306 Millionen Euro mit 760 Millionen Euro deutlich", erklärte Jutta Dönges, die den WSF als Geschäftsführerin der Finanzagentur verantwortet. "Mit dieser erfreulichen Bilanz endet die Beteiligung des WSF und das Unternehmen liegt wieder in privaten Händen."
Lufthansa-Chef Spöhr dankt Steuerzahlern
Nach dem Ende der staatlichen Beteiligung hat sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr erneut bei Bundesregierung und Steuerzahlern für die Unterstützung in der schwersten Krise des Unternehmens bedankt. Die Stabilisierung habe mit dem Verkauf der letzten Aktien aus dem Besitz des Wirtschaftsstabilisierungsfonds ihren erfolgreichen Abschluss gefunden, erklärte der Vorstandschef laut einer Mitteilung am Mittwoch in Frankfurt.
Spohr sagte: "Die Stabilisierung (...) zahlt sich auch finanziell für die Bundesregierung und damit für den Steuerzahler aus. Früher als erwartet hatten wir die Stabilisierungsmittel bereits zurückgezahlt, und ein Jahr vor Ablauf der Frist hat nun auch der WSF die letzten verbliebenen Aktien verkauft." Man werde weiter hart dafür arbeiten, ihre Position unter den führenden Airline-Gruppen der Welt zu stärken.
Die Finanzagentur hatte am Dienstagabend mitgeteilt, der Bund habe die in der Corona-Krise aufgebaute Beteiligung an der Lufthansa beendet. Der WSF habe seine zuletzt verbliebene Beteiligung von knapp zehn Prozent im Rahmen einer Blockplatzierung an internationale Investoren vollständig veräußert.
Mit 1,07 Milliarden Euro überstiegen die insgesamt erzielten Erlöse aus dem Aktienpaket den eingesetzten Betrag von 306 Millionen Euro deutlich. Lufthansa hatte zudem Zinsen für staatliche Kredite und stille Einlagen gezahlt, die bis November 2021 vollständig zurückgeführt worden sind. In einer Pflichtmitteilung teilte Lufthansa zudem mit, dass auch die Zahlungen an Investoren einer Unternehmensanleihe aus dem Jahr 2015 wieder aufgenommen würden. Nach den Corona-Staatshilferegeln der EU waren diese Zahlungen nach dem Einstieg der Bundesregierung 2021 ausgesetzt worden.
Hamburger Milliardär Kühne stockt Anteil auf
Der größte Lufthansa-Aktionär, der Hamburger Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, hat den Ausstieg des Staates bei der Lufthansa zu einer Aufstockung seiner Anteile genutzt. Die in der Schweiz angesiedelte Kühne Holding teilte am Mittwoch mit, sie habe ihre Beteiligung im Zuge der Platzierung der restlichen Lufthansa-Anteile des staatlichen WSF auf 17,5 Prozent erhöht.
"Dies unterstreicht die positive Sicht der Kühne Holding auf das Unternehmen", sagte eine Sprecherin. Zuletzt hatte der 85-jährige Hamburger Milliardär Kühne als größer Lufthansa-Aktionär 15,01 Prozent gemeldet und Interesse an weiteren Aktienkäufen signalisiert.
Bericht: Bundesregierung erwägt Verstaatlichung von Uniper
Unterdessen erwägt die Bundesregierung einem Medienbericht zufolge eine Verstaatlichung des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper. Die geplante Beteiligung könne über 50 Prozent liegen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Uniper brauche weitere Staatshilfen. Der finnische Mutterkonzern Fortum erklärte, mit der Bundesregierung weiter über Uniper im Gespräch zu sein. Von Uniper und dem Bundeswirtschaftsministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
tko/ hb (dpa, rtr, afp)