Problem Inflation
3. Juni 2016Für das laufende Jahr erwartet die Bundesbank ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent, etwas weniger als noch im Dezember prognostiziert. Im kommenden Jahr soll das Plus beim deutschen Bruttoinlandsprodukt BIP dann 1,4 Prozent betragen. Das sind immerhin 0,3 Punkte weniger als in der letzten Prognose.
Die etwas schlechteren Aussichten begründen die Volkswirte der Bundesbank aber mit statistischen Effekten. Wichtigster Wachstumstreiber sei weiterhin der private Konsum in Deutschland. Der profitiere von der geringen Arbeitslosigkeit im Land und in der Folge von steigenden Einkommen.
"In den kommenden Jahren dürften die Exporte aber stärker Tritt fassen und einen Ausgleich für die dann nicht mehr ganz so kräftig expandierende Binnennachfrage bilden", kommentierte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann die Zahlen.
Ins Jahr 2016 war die deutsche Wirtschaft flott gestartet. Angetrieben von den konsumfreudigen Verbrauchern, steigenden Unternehmensinvestitionen, höheren Ausgaben des Staates und einem Boom beim Bau dank niedriger Zinsen, legte die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Das war das stärkste Plus seit zwei Jahren.
Inflation bleibt niedrig
Der Internationale Währungsfonds schätzt, im Gesamtjahr werde die deutsche Wirtschaft um 1,4 Prozent zulegen. Die IWF-Fachleute verweisen dabei auf die schwächelnde Weltwirtschaft und wachsende Risiken. Dazu zählen auch die Verwerfungen am Ölmarkt.
Wegen der zum Jahresstart stark gefallenen Ölpreise senkte die deutsche Bundesbank ihre Inflationsprognose für Deutschland deutlich. Sie rechnet nun nur noch mit einer Preissteigerung von 0,2 Prozent.
Bei ihrer halbjährigen Prognose im Dezember hatte die Zentralbank noch 1,1 Prozent anvisiert. "Schwankungen der Rohölnotierungen stellen auch weiterhin ein Risiko dar, insbesondere für die Inflationsprognose", sagte Bundesbank-Präsident Weidmann.
Risiken für Frankreich
Im Nachbarland Frankreich legte die Zentralbank am Freitag ebenfalls ihre neueste Wirtschaftsprognose vor und ist wenig optimistisch. Erst im Jahr 2018 werde das Land ein Wachstum von 1,6 Prozent erreichen. Das hatte die Bank von Frankreich bislang schon für 2017 erwartet. Das internationale Umfeld werde "weniger günstig" für das französische Wachstum.
Im laufenden Jahr soll das Plus bei 1,4 Prozent liegen. Sorgen macht den Franzosen vor allem die Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote werde dieses Jahr von zuletzt 10,3 Prozent auf 10,1 Prozent sinken. Erst 2018 werde sie unter zehn Prozent fallen. Mit der Lage auf dem Arbeitsmarkt hat Frankreichs Präsident Francois Hollande sein politisches Schicksal verknüpft. Im April kommenden Jahres sind in Frankreich Präsidentschaftswahlen.
ar/bea (dpa, rtr, afp)