BVB und Stöger: Gemeinsam siegen lernen
12. Dezember 2017Grade einmal 56 Stunden und zwei Trainingseinheiten lagen zwischen der Bekanntgabe von Peter Stöger als neuer BVB-Coach und dem Anpfiff bei seinem ersten Spiel in Mainz: Zeit zum Kennenlernen oder gar für Taktik- und Technikschulung gab es also kaum. Der Trainer, dem mit dem 1. FC Köln in 14 Bundesliga-Spielen in dieser Saison kein einziger Sieggelungen war, soll nun also die seit neun Pflichtspielen erfolglosen Dortmunder aus der Krise holen - ein interessantes Projekt: Negativ plus negativ ergibt positiv - so war wohl die einfache Rechnung der BVB-Verantwortlichen nach der Entlassung von Stöger-Vorgänger Peter Bosz. Und die ging beim Debüt tatsächlich auf. Mit 2:0 (0:0) setzten sich die Schwarz-Gelben durch und sowohl Stöger als auch die Dortmunder Spieler konnten mal wieder spüren, wie sich das so anfühlt: ein Sieg. "Schon länger her bei mir, dieses Gefühl. Es war wichtig, dass wir hier was mitnehmen", sagte der Österreicher nach seinem erfolgreichen Einstand.
Zunächst lief das Spiel der Dortmund aber wie gewohnt ab: das Team war bemüht, aber in der Abwehr anfällig, im Spielaufbau uninspiriert und offensiv ohne Torgefahr. Stöger schickte an diesem 16. Spieltag bei seinem Debüt die elfte BVB-Abwehr-Variation in dieser Saison auf den Rasen. Kapitän Marcel Schmelzer, Ömer Toprak, Sokratis und Jeremy Toljan gaben die Viererkette, die dem Mainzer Suat Serdar in den Anfangsminuten gleich zweimal zu viel Platz ließ: Zunächst schoss Serdar den Ball über das Tor (1. Minute), dann traf er nur die Latte (6.).
Die Torschützen: Sokratis und Kagawa
Wie erwartet stand das BVB-Team nicht so hoch wie unter Ex-Coach Bosz. Rund 15 bis 20 Meter weiter hinten erwarteten die Schwarz-Gelben den Gegner, um nicht so schnell und einfach überspielt zu werden - was eine der großen Schwächen von Bosz‘ Spielsystem war. Zudem atte Sportdirektor Michael Zorc schon vor dem Spiel mehr Kampf und Leidenschaft geforfert: "Die Mannschaft hat zuletzt lethargisch gewirkt. Wir hoffen, dass sich das heute ändert."
Schläfrig wirkte das Stöger-Team in Mainz zwar nicht, aber als spielbestimmend oder gar dominant konnte man den BVB in der ersten Halbzeit auch nicht bezeichnen. Das 1:0 fiel dann bezeichnenderweise auch nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einer Standardsituation: Nach einem Freistoß traf Toprak zunächst per Kopf den Pfosten. Der Ball sprang vor die Füße von Sokratis, der den Ball aus rund zwölf Metern in die Maschen drosch (55.). Das zweite Tor dagegen entsprang aus einem Konter: Pierre-Emerick Aubameyang gab ganz uneigennützig auf Shinji Kagawa ab, der aus acht Metern einschob (89.). "Mir geht es nicht um ein System, sondern darum die Spieler dort einzusetzen, wo sie ihre Qualität am besten einbringen können", so Stöger nach der Partie.
Erstmals seit dem 24. Oktober, seit dem DFB-Pokalspiel beim FC Magdeburg, geht der BVB wieder als Sieger vom Platz. Es war ein nüchternes Spiel ohne Spektakel. Mit dieser Strategie wird man als Trainer nicht gleich Publikumsliebling in Dortmund. Aber das ist auch nicht oberste Ziel vom neuen Dortmunder Coach, denn das heißt: Wieder siegen lernen. Das gilt in Dortmund für das Team genauso wie für den Trainer.