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Böses Spiel mit "Gelbem Engel"

17. Februar 2014

Was bereits vermutet worden war, ein eigener Prüfbericht beweist es: Der ADAC hat beim Leserpreis "Gelber Engel" fast zehn Jahre lang und systematisch manipuliert. Bei Teilnehmerzahl und Rangfolge wurde eifrig frisiert.

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ADAC-Preisverleihung "Gelber Engel 2006" (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Automobilclub ADAC hat bei seinem renommierten Autopreis "Gelber Engel" schon mindestens seit 2005 betrogen. Bis 2013 sei die Rangliste des "Lieblingsautos" der Deutschen zum Teil gravierend gefälscht worden, fanden die externen Wirtschaftsprüfer des Unternehmens Deloitte heraus, wie der ADAC am Montag mitteilte. So seien die Teilnehmerzahlen geschönt und auch die Reihenfolge der Gewinnermodelle verändert worden. Für die Zeit vor 2005 fehlen ausreichende Daten.

Michael Ramstetter, Leiter Öffentlichkeitsarbeit des ADAC (foto: dpa)
Einflussreicher Medienmacher: Michael Ramstetter nannte den ADAC schon einmal "die Stimme des Volkes"Bild: picture-alliance/dpa

Routine bei Lügen und Fälschungen

"Durch diese bewussten Veränderungen wurde eine größere Markenvielfalt in den Top-5-Ergebnissen erreicht", hieß es. "Für sämtliche Jahre, die wir auswerten konnten, können wir eindeutig belegen, dass sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stimmergebnisse bei der Wahl zum Lieblingsauto des 'Gelben Engels' umfangreich manipuliert wurden", erklärte Deloitte-Experte Frank Marzluf in München.

Laut den Untersuchungen kürte der ADAC etwa im Jahr 2010 die E-Klasse von Mercedes zum Lieblingsauto der Deutschen, obwohl die Leser der ADAC-Verbandszeitschrift "Motorwelt" das A5-Cabrio von Audi zu ihrem favorisierten Modell gewählt hatten. 2009 waren demnach zum Beispiel insgesamt rund 80.200 Stimmen abgegeben worden, laut Presseerklärung kommt man allein für die ersten zehn Plätze angeblich schon auf 220.900.

Bis dato nur zwei Rücktritte

Bereits in der vergangenen Woche hatte der ADAC bestätigt, dass bei der jüngsten Preisverleihung getrickst worden sei. Ermittlungen in weiteren Kategorien sind noch im Gange. Nach dem mutmaßlich hauptverantwortlichen Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte auch Club-Präsident Peter Meyer im Streit mit seinen Präsidiumskollegen seinen Posten räumen müssen. Die Betrügereien beim "Gelben Engel" waren der Auslöser für die größte Krise in der Geschichte des ADAC. Die Autokonzerne BMW, Volkswagen, Porsche und Daimler kündigten an, ihre Auszeichnungen zurückzuschicken.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt von der CSU rief den Verein auf, sich auf seine eigentliche Kernkompetenz zu besinnen, die "Interessenvertretung der Autofahrer". Autoexperte und Funktionärskritiker Ferdinand Dudenhöffer wertete die Manipulationen als Mittel zum "Machtausbau" des ADAC.

Der verbliebene ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair will sein Haus mit voller Transparenz aus der Krise führen. Immer neue skandalöse Praktiken seines Vereins sind ans Licht gekommen. Die nächste Hauptversammlung ist im Mai.

SC/qu (rtr, afp, dpa)