Der Cartoonist Uli Stein ist tot
4. September 2020Uli Stein wurde nur 73 Jahre alt. Er sei vor einer Woche in der Nacht von Freitag auf Samstag unerwartet in seinem Haus bei Hannover gestorben, das teilte seine Stiftung für Tiere in Not mit. Seine Beerdigung fand im engsten Freundeskreis statt; Uli Stein hinterlässt keine Familie. Der Cartoonist habe an der Parkinson-Krankheit gelitten, dennoch sei sein Tod überraschend gekommen.
Lustige Tiere, manche mit Sprechblasen versehen, bevölkerten seine Cartoons. Uli Stein zeichnete aber auch knollennasige Menschen in Alltagssituationen. Ein Cartoon etwa zeigt ein Ehepaar am Esstisch. Der Mann hängt seinen Fahrradschlauch in den Suppenteller. Seine Frau erkundigt sich: "Kannst Du Dein Fahrrad nicht nach dem Essen reparieren?" Steins eher harmloser Humor fiel bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden: "Er hat den Menschen viel Freude bereitet", sagt etwa der Kölner Cartoonist Dirk Meissner, der mit "Der Rote Pinguin" über Jahre Deutschlands einzige Cartoon-Galerie betrieb, auf DW-Anfrage. "Damit war er in seinem Marktsegment wahnsinnig erfolgreich."
Knollennasige Menschen
Und wirklich: "Uli Stein war Deutschlands erfolgreichster und bekanntester Cartoonist", sagt Lena Höffmann vom Oldenburger Lappan-Verlag, der zum Hamburger Carlssen-Verlag gehört. Allein im deutschsprachigen Raum seien mehr als 13 Millionen Cartoonbücher von Uli Stein verkauft worden, so Verlagssprecherin Höffmann zur Deutschen Welle. Danach wurden viele der Bücher in andere Sprachen übersetzt - bis hin nach China und Korea. "Fröhliche Weihnachten" jedoch ist mit über einer Million verkauften Exemplaren in sämtlichen Ausgaben Uli Steins erfolgreichste Buch. Uli Stein, ein echter Bestsellerautor.
Stein, Jahrgang 1946, wurde in Hannover geboren. Er ging zum Studium nach Berlin und arbeitete nebenher als freier Fotograf und Texter für Zeitungen. Kurz vor dem Examen brach er sein Lehramtsstudium ab, um Journalist zu werden. Ab Anfang der 1980er Jahre veröffentlichte Stein, der mit bürgerlichem Namen Ulrich Steinfurth hieß, seine ersten Zeichnungen. Ein frecher Humor, der aber niemandem wehtat, wurde zu seinem Markenzeichen.
Ein Herz für Tiere
Seine eieräugigen und knollennasigen Menschen, die Maus, die Katzen, Hunde und Pinguine sind, wie Steins Stiftung vorrechnet, auf fast 200 Millionen Postkarten in mehr als 13 Millionen Büchern verewigt. Seine Cartoons erschienen europaweit in Zeitungen und Magazinen. "Ich möchte den Leuten Spaß machen, sie unterhalten und ihnen schöne Momente geben in trüben Zeiten oder auch in guten Zeiten", sagte der zurückgezogen lebende Künstler einmal in einem Interview. Neben dem Zeichnen frönte er seit vielen Jahren einer weiteren Leidenschaft: dem Fotografieren.
Ein Fotobuch über Hunde war es auch, das seinen Wunsch weckte, Tieren zu helfen. Während der Aufnahmen habe er festgestellt, dass "die Tiere, die bei mir waren, fast alle aus Adoptionen waren", erzählt er in einem Video seiner Stiftung. Er habe deshalb mit der Uli Stein-Stiftung für Tiere in Not "einen Herzenswunsch realisieren können."