CDU-Vorsitz: Merz startet Versuch Nr. 3
16. November 2021Friedrich Merz kann es nicht lassen: Der 66-Jährige kandidiert abermals für den CDU-Vorsitz. Der Vorstand seines Kreisverbands Hochsauerland nominierte ihn dafür einstimmig. Viele CDU-Mitglieder sowie Wählerinnen und Wähler der Unionsparteien (CDU und CSU) hätten ihn zu dieser Kandidatur ermutigt, erklärte Merz in einer Pressemitteilung.
Für den früheren Fraktionschef der Union im Bundestag ist es schon der dritte Anlauf, CDU-Vorsitzender zu werden. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel auf das Parteiamt verzichtete, musste er 2018 erst Annegret Kramp-Karrenbauer den Vortritt lassen, Anfang 2021 dann Armin Laschet. Vergangene Woche hatten bereits der ehemalige Umweltminister Norbert Röttgen und der geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun ihre Kandidaturen um die Laschet-Nachfolge verkündet.
Nach dem Debakel der Union ...
... bei der Bundestagswahl im September, die zu Laschets Rückzug führte, werden im Dezember erstmals in der CDU-Geschichte die rund 400.000 Parteimitglieder über die Neubesetzung des Spitzenpostens abstimmen. Die Frist zur Nominierung läuft noch bis Mittwoch. Offiziell ins Amt gewählt werden soll der neue CDU-Chef auf einem Parteitag im Januar in Hannover.
Politische Beobachter sehen Merz bei der Mitgliederbefragung in der Favoritenrolle. Er dürfte allem von jenen gewählt werden, die sich nach den Merkel-Jahren der politischen Mitte nach einer Rückbesinnung auf konservative Kernwerte der Partei sehnen. Viele Fans, so ist aus der CDU zu hören, hat Merz auch in Ostdeutschland, beim Nachwuchs von der Jungen Union und im Wirtschaftsflügel der Partei. Vergleichsweise wenige Anhänger bei früheren Bewerbungen hatte er hingegen unter den Frauen.
Während die Kandidaturen von Merz und Röttgen allgemein erwartet worden waren, kam die Bewerbung von Braun überraschend. Der 49-Jährige ist ein enger Vertrauter Merkels und studierter Mediziner. Damit spielte er eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Corona-Politik der scheidenden Kanzlerin. Röttgen (56) werden im Kampf um den CDU-Vorsitz lediglich Außenseiterchancen eingeräumt.
CDU-Chef vor schwierigen Aufgaben
Fest steht: Der Nachfolger des gescheiterten Kanzlerkandidaten Laschet hat schwierige Aufgaben zu meistern. Er muss einer verunsicherten CDU neues Selbstvertrauen geben, das Verhältnis zur bayerischen Schwester CSU verbessern und eine neue inhaltliche Profilierung vorantreiben. Und vor allem: Die Union braucht einen kraftvollen Oppositionsführer, wenn Sozialdemokraten, Grüne und die liberale FDP - wie erwartet - die nächste Bundesregierung bilden werden.
wa/rb (dpa, afp)