Shareconomy als Leitthema
4. März 2013Nach Las Vegas mit der CES und Barcelona mit dem MWC macht der digitale Tross in dieser Woche Station in Hannover. Aber während in Las Vegas und Barcelona vor allem neueste Smartphones und Tablets im Mittelpunkt standen, will die Cebit die gesamte digitale Wirtschaft abbilden, ihre Vernetzung mit der klassischen Industrie und vor allem, was der Verbraucher von den neuen Technologien hat.
Für Cebit-Chef Frank Pörschmann ist die Messe in ihrer Form und ihrer Struktur einzigartig. "Sie fokussiert den gesamten Bereich an Technologien: Informationstechnologie, Telekommunikation, Elektronik und Content und all das, was aus dieser Verzahnung und Vernetzung entsteht." Und mit 4100 Unternehmen aus 70 Ländern sei die Cebit nach wie vor die größte Veranstaltung ihrer Art weltweit. Aber vor allem, so der Messechef im DW-Gespräch, "ist es die Wichtigste. Hier werden die Innovationen und die Geschäfte der Industrie vorangetrieben."
Teilen und Nutzen
Topthema der Messe ist in diesem Jahr "Shareconomy" - das Teilen und gemeinsame Nutzen von Produkten. Vor allem für junge Menschen ist es heute selbstverständlich, alles Mögliche via Internet zu teilen: Wissen, Erfahrungen, Musik. Autos werden stundenweise gemietet, Fahrräder ebenso. All das wird man auf der Cebit sehen können, um das etwas sperrige Thema begreifbar zu machen.
Wissen sei die einzige Ressource, die sich vermehre, wenn man sie teilt, so Cebit-Chef Pörschmann. "Das ist im Kern das, was wir heute sehen in den sozialen Netzwerken, im Zeitalter von Twitter und Facebook." Dass man Wissen teile, Kontakte, Erfahrungen. "Und diese - ich nenne es Facebookisierung - greift auch in der Wirtschaft zunehmend um sich. Damit wird die knappe Ressource Wissen breiter zugänglich, die Wirtschaft kann sich schneller entwickeln und Innovationen hervorbringen."
Gewinner könnten viele sein
Treiber und Nutznießer dieser Entwicklung wollen auch die Mobilfunk-Anbieter sein. Denn angesichts ständig fallender Preise im Zeitalter von All-Net-Flatrates müssen die sich nach neuen Feldern umschauen, in denen sie künftig Geld verdienen. Entsprechend vernetzt präsentiert sich zum Beispiel der Messestand von Vodafone Deutschland. Unternehmenssprecher Kuzey Esener: "Wir zeigen auf der Cebit unser Carsharing-Modell. Das Auto suchen sie per Smartphone, buchen es per Smartphone, schließen es auf per Smartphone." Man vernetze aber auch die modernen Arbeitswelten, denn Arbeitsplätze würden mobiler. "Das erstreckt sich über viele Branchen: Wir vernetzen auch den Gesundheitssektor, viele andere Industrien - die wir damit auch effizienter machen."
Unterentwickelte IT-Gründerszene
Shareconomy ist freilich nicht das einzige Cebit-Thema. Mobile Anwendungen stehen genauso im Fokus wie das sogenannte Cloud-Computing, also das dezentrale Speichern von Daten. Dabei wird das Thema Sicherheit wie schon im vergangenen Jahr groß geschrieben. Viele Lösungen kommen dabei auch von jungen Unternehmen. Mehr als 200 Start-ups aus aller Welt sind in Hannover dabei. Die IT-Gründerszene in Deutschland kommt allerdings noch nicht so recht in Schwung. Ein Umstand, den Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft kritisierte. Man müsse, so die Kanzlerin, "erst einmal die Möglichkeit der Förderung von Internetfirmen insgesamt voranbringen." Es zeige sich, dass die Wagniskapitalkultur in Deutschland nicht ausreichend ausgeprägt sei." Aber ein Anfang sei gemacht, mit einem Wagniskapitalfonds und einem Hightech-Gründerfonds.
Die Kanzlerin wird die Cebit am Montagabend (04.03.2012) eröffnen und am Dienstagmorgen gemeinsam mit dem Premier des Cebit-Partnerlandes Polen, Donald Tusk, einen Rundgang über die Messe unternehmen. Eine der Stationen: Ein Gemeinschaftsstand für Jungunternehmer aus der Hightech-Branche.