Deutsche Investoren in Kenia
25. September 2012Wenn Investoren von Kenia sprechen, meinen sie selten Kenia allein. Denn das Land gilt für ausländische Unternehmen als Einstieg in die gesamte ostafrikanische Region. Es liegt strategisch günstig - über den Hafen von Mombasa werden auch Waren in Kenias Nachbarländer verschifft. Auch die gut geführte Verwaltung des Landes und die entwickelte Infrastruktur locken internationale Investoren an.
Doch Unternehmen aus Deutschland halten sich bislang zurück. Erst vor kurzem hat die deutsche Industrie- und Handelskammer ein eigenes Delegiertenbüro in Nairobi eröffnet. Ingo Badoreck vertritt dort die Interessen deutscher Unternehmen. "Wir erleben einen großen Boom in Kenia, der bisher in der deutschen Wirtschaft noch nicht zur Kenntnis genommen wurde", sagt Badoreck im Gespräch mit der DW. Gerade Großprojekte im Infrastruktur- und Gesundheitssektor wie auch im Bereich der erneuerbaren Energien seien für mittelständische Unternehmen aus Deutschland interessant.
Die Chinesen sind schneller
Mit durchschnittlich fünf Prozent Wachstum gilt das Land als wichtiger Wirtschaftsmotor in Ostafrika. Gerade der Technologie-Sektor des Landes boomt, mit immer neuen Entwicklungen für Handys und Smartphones. Ein Beispiel: der mobile Geldtransfer-Service M-Pesa.
Einige große Firmen sind bereits seit vielen Jahren in Kenia tätig, wie etwa der Chemie-Konzern BASF, für den die Landwirtschaft und der Bausektor die wichtigsten Absatzmärkte in Kenia sind. Verkauft weden Pflanzenschutzmittel für die Landwirtschaft und chemische Baustoffe. Das Kosmetik-Unternehmen Beiersdorf produziert sogar direkt in Kenia für den regionalen Markt. Möglich macht das auch eine große Zahl von gut ausgebildeten kenianischen Fachkräften.
Drago Buzuk vertritt über das Konsortium "German Technology Solution" 30 deutsche mittelständische Unternehmen. Sie alle haben die Hoffnung, dass sich die Region Ostafrika wegen ihrer Bodenschätze ähnlich entwickelt wie China in den letzten 20 Jahren. Aber gerade von dort komme auch die Konkurrenz, sagt Buzuk. Die Chinesen würden schneller handeln, wenn es um Geld und Investitionen gehe. "Das Problem ist, dass die deutsche Wirtschaft die Region hier völlig vernachlässigt hat und es wenige deutsche Unternehmen gibt, die Hand in Hand gehen und eine Speerspitze bilden können", so Buzuk.
Wirtschaftsvertreter Ingo Badoreck tritt der Konkurrenz aus Asien selbstbewusst entgegen. Sein Stichwort lautet "Wissenstransfer", denn in diesem Punkt würden sich deutsche Unternehmen von ihren Partnern aus Asien unterscheiden. "Wir verkaufen nicht nur unsere Produkte und Waren hier, sondern versuchen Kapazitäten und Kenntnisse auf lokaler Ebene zu generieren", sagt Badoreck.
Schlechtes Image in den Medien
Woran liegt es also, dass bislang nur wenige deutsche Unternehmen in Kenia tätig sind? Asmau Nitardy vom deutschen Afrika-Verein ist sich sicher: Es liegt am negativen Afrika-Bild, das die Medien vermitteln. Ihr Verein macht in Deutschland Lobbyarbeit für Afrikas Wirtschaft - finanziert aus Spenden der deutschen Wirtschaft. "Wenn irgendetwas Schlechtes in Afrika passiert ist, sieht man das sofort im Fernsehen. Aber das, was mit Wirtschaft zu tun hat, wird in Deutschland kaum thematisiert." So würde der Mittelstand in Kenia gerade sehr stark wachsen. Kenianer selbst gründen Unternehmen und viele ausgebildete Menschen gehen zurück in ihr Land, um dort etwas aufzubauen, erklärt Nitardy.
Zu den negativen Schlagzeilen gehören auch die Berichte über mehr als 1000 Tote bei den Unruhen nach den kenianischen Wahlen 2008. Die Afrika-Lobbyisten hoffen deshalb, dass sich die Geschichte bei den nächsten Wahlen im Frühjahr 2013 nicht wiederholt und dass sich Kenia - als vergleichsweise politisch stabiles Land - in der Region bewährt.