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Charlotte Becker: "Echt krass"

6. August 2016

Die Eröffnungsfeier mag ein durch-choreografierter Showact sein. Für die Athleten ist es ein emotionales Highlight. So auch für Bahnfahrerin Charlotte Becker, die im DW-Gespräch beschreibt, wie sich so ein Abend anfühlt.

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Radprofi Charlotte Becker beim Rennen Fleche Wallone der Frauen 2016 (Foto: picture-alliance/Augenklick/Roth)
Bild: picture-alliance/Augenklick/Roth

DW: Charlotte Becker, ihre zweiten Olympischen Spiele. Wie haben Sie den Auftakt mit der stimmungsvollen Eröffnungsfeier erlebt?

Charlotte Becker: Es war Wahnsinn, ich bin baff. Das Finale der Feier mit dem Entzünden des Feuers sowie dem großen Feuerwerk war unglaublich. Der Moment, in dem wir ins Stadion gekommen sind, war echt krass. Wir waren ja eine der ersten Nationen im Stadion. Das Maracana ist riesengroß und die Stimmung darin war einfach nur toll. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Es war ein atemberaubendes Gefühl für mich.

Wie war denn die Stimmung im Innenraum? Haben Sie sich mit den Athleten anderer Nationen austauschen können?

Oh ja, das war toll. Es fing schon im Tunnel, in dem wir auf unseren Einlauf gewartet haben, an. Dort war die Stimmung schon richtig aufgeheizt - positiv natürlich. Wir hatten viel Spaß.

Riesiger Jubel für das deutsche Team

Radprofi Charlotte Becker im Porträt (Foto: picture-alliance/dpa/C. Welz)
Charlotte Becker: "Der Jubel war schon toll"Bild: picture-alliance/dpa/C. Welz

Für das deutsche Team gab es sehr viel Applaus von den Zuschauern - eine Überraschung?

Den Eindruck hatte ich auch. Natürlich kann das Publikum nicht zwei Stunden am Stück durchapplaudieren. Wir waren eine der ersten Nationen, die einlief und da waren die Zuschauer eben noch frisch, wenn man so will. Wir kamen rein und plötzlich dieser riesige Jubel, das war schon toll.

Wie haben sie denn den Einlauf der russischen Delegation erlebt, war das wie bei jeder anderen Nation?

Ich hatte den Eindruck, dass sich viele da etwas zurückgehalten haben. Aber für mich war das in dem Moment auch nicht so wichtig, für mich zählte einfach das Erlebnis im Stadion.

Straßenkollegen konnten nicht mit

Sind die Beine nach rund vier Stunden stehen nicht ein bisschen müde?

Wir haben uns zwischendurch auch mal hingesetzt. Sonst wärs für die Beine auf jeden Fall schlecht. Radfahrer sollen ja nicht lange stehen. Aber wir Bahnradsportler haben noch sechs Tage Zeit bis zum Wettkampf, das ist schon ok. Unsere Kollegen, die auf der Straße fahren, konnten leider nicht mit einlaufen, da sie ja schon an diesem Wochenende dran sind. Das würde auch nicht gehen bei einer so langen Feier.

Wie sieht denn nun ihre Vorbereitung auf ihren ersten Wettkampf aus?

Der Tag nach der Eröffnungsfeier ist erst einmal ein Ruhetag. Da bewegen wir uns nur ein bisschen. Danach trainiere ich mit der Mannschaft nochmal richtig, auch intensiv. Wir gehen dann natürlich auch auf die Bahn und fahren da ein härteres Trainingsprogramm, um den Körper vorzubereiten. Alles folgt einem klaren und einfachen Plan: trainieren, essen, ausruhen. Drumherum nicht viel.

Der Traum von einer Medaille

Am 11. August starten Sie mit der Frauen-Mannschaftsverfolgung auf der Bahn. Wie lautet Ihr Ziel?

Wir wollen das Bestmögliche herausholen. Dafür müssen wir einfach unsere Leistung abrufen und hoffen, dass es für eine gute Platzierung reicht. Das erklärte Ziel ist ein Rang unter den Top sechs, aber der Traum von einer Medaille ist da. Und ich glaube, den muss einfach jeder Athlet bei Olympischen Spielen haben. Sonst hat man hier nichts zu suchen.

Charlotte Becker ist 33 Jahre alt und seit ihrer Kindheit Radsportlerin. Die Bundespolizistin startet in Rio zu ihren zweiten Olympischen Spielen und ist in der Frauen-Mannschaftsverfolgung auf der Bahn nominiert. Beim Giro d'Italia der Frauen Anfang Juli dieses Jahres stürzte Becker, brach sich dabei ein Stück des Oberarmknochens und zog sich einen Riss im linken Schulterblatt zu. Nach erfolgreicher Operation ist Becker nun nach eigener Aussage bereit für die Olympischen Spiele.

Das Interview führte Joscha Weber.