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Chemnitzer FC stellt Strafanzeige

Jens Krepela sid, dpa
11. März 2019

Regionalligist Chemnitzer FC kämpft um seinen Ruf: Nach öffentlicher Trauer um einen verstorbenen mutmaßlichen Neonazi wird der Klub heftig kritisiert. Nun spricht der Verein von "Nötigung" und stellt Strafanzeige.

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Deutschland Trauerminute für Neonazi beim FC Chemnitz löst heftige Debatte aus
CFC-Torschütze Daniel Frahn (l. verdeckt) jubelt, indem er ein T-Shirt mit Hooligan-Bezug hochhält Bild: imago/H. Haertel

Fans und Spieler gedenken öffentlich einem verstorbenen mutmaßlichen Neonazi - das bringt den Chemnitzer FC in Erklärungsnot und stürzt den Verein in den Krisenmodus. Bereits am Sonntag war der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Uhlig von allen Ämtern zurückgetreten, "um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten". CFC-Spieler Daniel Frahn wurde mit einer Geldstrafe belegt, weil er nach einem Treffer ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Support your local Hools" (Unterstütze deine lokalen Hools) hochgehalten hatte. Nun hat der Klub auch noch Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Zudem trennte sich der CFC von der Fanbeauftragten und SPD-Stadträtin Peggy Schellenberger, die auf ihrer Facebook-Seite offiziell kondoliert hatte und dafür massive Kritik einstecken musste. Neben ihr wurden ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung und der Stadionsprecher freigestellt.

Ging Nötigung der umstrittenen Choreografie voraus? 

Laut Klaus Siemon, dem Insolvenzverwalter des Chemnitzer FC, sei der Ablauf der Partie gegen den VSG Altenglienicke soweit vom Standard abgewichen, "dass es zu klären gilt, wie dies geschehen konnte". Unter anderem war durch eine Choreografie des verstorbenen, mutmaßlich rechtsradikalen Chemnitz-Fans Thomas H. gedacht worden. Vor dem Spiel war auf der Videotafel des Stadions ein Porträt von Thomas H. eingeblendet worden. Wie der MDR berichtete, habe es eine Schweigeminute gegeben, während der ein schwarzes Kreuz und ein Transparent ausgerollt wurden. Zudem wurde eine Pyro-Show abgehalten und H.'s Verdienste für den Verein in einer Rede gewürdigt.

Deutschland Trauerminute für Neonazi beim FC Chemnitz löst heftige Debatte aus
Transparente und Pyrotechnik während der "Trauerminute": Chemnitzer Fans gedenken Tommy H. Bild: imago/H. Haertel

Dieser Abweichung vom normalen Prozedere sollen möglicherweise strafbare Handlungen vorausgegangen sein. "Nach Aussagen der zuständigen Mitarbeiter drohten massive Ausschreitungen. Dieser Umstand begründet zumindest den Anfangsverdacht für eine schwerwiegende Nötigung, der von den zuständigen Ermittlungsbehörden aufzuklären ist", sagte Siemon, der zudem von der Androhung eines schwereren Landfriedensbruch sprach. Laut Vereinsangaben war ebenso "die Verwendung der sonst üblichen Fahnen von bis zu 99 Fanclubs unterbunden" worden, um die außerordentliche Choreografie zu ermöglichen. Wie der Chemnitzer FC darüber hinaus erklärte, sei in Erfahrung gebracht worden, "dass einschlägig bekannte Personen aus der rechtsextremen Szene für diesen Tag aus anderen Städten nach Chemnitz und Sachsen gereist" seien. 

Sinneswandel beim Chemnitzer FC?

Der Tabellenführer der Regionalliga Nord-Ost distanzierte sich in der Folge von den Geschehnissen und teilte mit, er sei "nicht bereit, vor diesen Ideologien zurückzuweichen und den Fußball in Chemnitz aufzugeben". Am Sonntag hatte der Verein die Trauerbekundungen in einer offiziellen Pressemitteilung noch gerechtfertigt. "Die Ermöglichung der gemeinsamen Trauer stellt keine Würdigung des Lebensinhalts des Verstorbenen dar", hieß es dort: "Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen." Über Verbindungen der Fanszene des Chemnitzer FC zum rechtsradikalen Milieu hatte die DW bereits 2018 berichtet. 

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor