China droht Hongkong-Aktivisten
9. September 2019Nach einem erneut gewaltsamen Protest-Wochenende in Hongkong warnt China die Demonstranten eindringlich vor weiteren Eskalationen. Die ehemalige britische Kronkolonie sei ein untrennbarer Teil der Volksrepublik, schrieben staatliche chinesische Medien. Jede Art von Abspaltungsversuchen würden "zerquetscht". Die Demonstranten sollten aufhören, die Geduld der Zentralregierung auf die Probe zu stellen, hieß es in der "China Daily".
Die Kundgebung am Sonntag beweise, dass ausländische Kräfte hinter den Protesten steckten. Tausende Demonstranten hatten vor dem US-Konsulat in der chinesischen Sonderverwaltungszone Präsident Donald Trump dazu aufgerufen, Hongkong "zu befreien".
Ausschreitungen nach friedlicher Großkundgebung
Im Anschluss an die friedliche Großkundgebung schlugen die Proteste am Sonntag erneut in Gewalt um. Demonstranten errichteten am Abend Straßensperren und setzten Barrikaden in Brand, wie Augenzuegen berichteten. Vor einer U-Bahn-Station im Finanz- und Geschäftsviertel Central legten Aktivisten Feuer und zerstörten die Glasfront der Eingangshalle. Im Bezirk Causeway Bay setzte die Polizei in einem U-Bahnhof Tränengas gegen eine Gruppe von Demonstranten ein. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
Am Morgen demonstrierten ungeachtet der Warnung erneut Hunderte Schüler und zeigten Solidarität mit der Protestbewegung. In mehreren Stadtteilen bildeten sie Menschenketten. Die Regierungsgegner fordern unter anderem die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten.
Joshua Wong auf dem Weg nach Deutschland
Für internationale Aufmerksamkeit sorgt der Fall des Aktivisten Joshua Wong, einem der bekanntesten Bürgerrechtler. Er war nach eigenen Angaben am Wochenende am Flughafen festgenommen worden. Ihm würden der Verstoß gegen Kautionsauflagen vorgeworfen, schrieb er auf Twitter. Der 22-jährige Demokratie-Aktivist ist nach einer Nacht in Polizeigewahrsam inzwischen wieder frei. Er ist nach Angaben einer Sprecherin auf dem Weg nach Berlin, wo er an einer Veranstaltung teilnehmen wollte.
Mit den Protesten wehren sich Millionen Hongkonger seit drei Monaten gegen eine Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festlandchina größeren bürgerlichen Freiheiten. Dabei gab es wiederholt gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten sowie mehr als 1100 Festnahmen.
as/ehl (rtr, Wurzel, afp)