Christen sollen für Flüchtlinge eintreten
20. März 2016Die Kirchen haben zu Beginn der Karwoche mehr Anstrengungen für den Frieden und mehr Engagement für Flüchtlinge gefordert. Papst Franziskus prangerte bei der Palmsonntagsprozession die weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal Zehntausender Flüchtlinge an (Artikelbild). Es sei notwendig, Verantwortung für das Schicksal dieser Menschen zu übernehmen, forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Petersplatz in Rom. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, in der Christen des Todes Jesu am Kreuz gedenken.
Der katholische Erzbischof von München, Reinhard Marx, rief zu mehr Aufmerksamkeit für Menschen in Not auf. "Der Sohn Gottes, Jesus Christus, ist in jedem Opfer des Krieges, in jedem Geschlagenen, in jeder Vergewaltigten, in allen schreienden und notleidenden Kindern gegenwärtig", sagte er. "Wann endlich raffen sich die Völker Europas, Russlands und Amerikas auf, alles zu tun, um den Kriegen im Nahen Osten ein Ende zu setzen?", fragte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, unterstrich die Botschaft von Karfreitag und Ostern, dass Gewalt und Tod "nicht das letzte Wort haben". Das sei in Zeiten von Terror, Gewalt und Hoffnungslosigkeit mehr denn je eine "starke und kraftvolle Botschaft", sagte der evangelische Landesbischof von Bayern der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Legale Einwanderungsmöglichkeiten
Der katholische Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki forderte legale Einwanderungsmöglichkeiten und darüber hinaus ein uneingeschränktes Recht auf Asyl. "Das sind wir unserer Geschichte und einem Europa der Freiheit schuldig", sagte der Kardinal in einem Gottesdienst für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Köln. Immer noch würden Menschen "auf dem gnadenlosen Weg irgendwo über den Balkan und durchs Mittelmeer" sterben, kritisierte Woelki.
In Australien gingen zehntausende Menschen gegen die Flüchtlingspolitik ihrer Regierung auf die Straße. Sie forderten die Schließung der australischen Flüchtlingslager auf Nauru und in Papua Neuguinea. Den Flüchtlingen solle der Aufenthalt in Australien erlaubt werden. Menschenrechtler sehen in der australischen Öffentlichkeit einen Stimmungswandel hin zu mehr Mitgefühl gegenüber Flüchtlingen. Ein Beispiel sei das Verhalten von Kirchengemeinden. "Wir erleben, dass in ganz Australien mehr als einhundert Kirchen ihre Tür geöffnet und Menschen, denen die Abschiebung droht, Zuflucht geboten haben", erklärte Daniel Webb, Sprecher einer Organisation für Rechtshilfe bei Menschenrechtsverletzungen.
Australien verweigert Bootsflüchtlingen, die Asyl beantragen wollen, die Aufnahme. Stattdessen werden die Flüchtlinge für die Dauer des Asylverfahrens in Lagern auf der Insel Manus in Papua Neuguinea sowie auf dem Territorium des pazifischen Inselstaats Nauru interniert.
ago/sti (epd, kann, dpa)