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Der russische Doping-Skandal

2. Januar 2019

Seit zwei Jahren sorgen Enthüllungen über Doping im russischen Spitzensport für großes Aufsehen. Die WADA wirft Russland Staats-Doping vor. Eine Übersicht der Ereignisse.

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General view of the Russian Sports Ministry
Inmitten der Machenschaften: Das russische olympische Kommitee.Bild: picture-alliance/dpa/Y. Kochetkov

3. Dezember 2014: Alles beginnt mit dem Dokumentarfilm "Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht". Das Image des russischen Sports wird durch Enthüllungen des deutschen Fernsehsenders ARD über systematisches Doping, Vertuschung von Kontrollen und Korruption auf schockierende Weise beschädigt. Die Dokumentation präsentiert geheime Aufzeichnungen mit Hinweisen auf staatlich unterstütztes Doping sowie auf einen offenbar im Hintergrund wirkenden Betrugs- und Vertuschungsapparat. Sogar die Spitze des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) mit Ex-Präsident Lamine Diack ist involviert.

16. Dezember 2014: Die Welt-Anti-Doping (WADA) setzt eine Kommission zur Aufklärung der Vorwürfe gegen den russischen Spitzensport ein. Der frühere WADA-Chef Richard W. Pound führt das dreiköpfige Gremium an, ihm zur Seite stehen Experte Richard McLaren und der deutsche Kriminalbeamte Günter Younger.

18. Dezember 2014: Kronzeugin Julia Stepanowa erklärt, sie habe die WADA Anfang 2013 in einem Brief ausführlich über die Vorgänge in Russland unterrichtet.

16. Juli 2015: Aufgrund von Doping-Ermittlungen zieht der russische Leichtathletik-Verband vorläufig sein komplettes Geher-Team von internationalen Wettkämpfen zurück. Die WM findet Ende August in Peking ohne die mit Abstand erfolgreichste Geher-Nation statt.

1. August 2015: Die Dokumentation "Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik" der ARD präsentiert vor der Leichtathletik-WM in Peking neue Belege für Vergehen in Russland

4. November 2015: Diack werden Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Die französische Justiz erhebt Anklage gegen den 82-Jährigen. Diack soll in seiner Amtszeit mehr als eine Million Euro für die Vertuschung positiver Doping-Proben kassiert haben, erklärt eine französische Staatsanwältin.

Russland Ekaterina Koneva
Die russische Leichtathletik erlebt eine Bruchlandung. Welchen Leistungen kann man überhaupt noch trauen?Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Zemlianichenko

 

9. November 2015: Die unabhängige WADA-Kommission um Pound legt ihren ersten Bericht vor, der ein Schreckensbild der Doping-Praktiken in der russischen Leichtathletik zeigt. Die Kommission empfiehlt, Russland aus der IAAF auszuschließen.

10. November 2015: Die WADA entzieht dem Doping-Kontrolllabor in Moskau vorläufig die Akkreditierung. Das Internationale Olympische Komitee suspendiert das IOC-Ehrenmitglied Lamine Diack.

13. November 2015: Die IAAF suspendiert wegen der gravierenden Dopingvorwürfe den russischen Leichtathletik-Verband ARAF.

18. November 2015: Die WADA entzieht Russlands Anti-Doping-Agentur RUSADA vorläufig die Lizenz.

7. Januar 2016: Die Ethikkommission der IAAF sperrt im Zuge des Dopingskandals den Sohn von Ex-Präsident Diack, Papa Massata, den ehemaligen IAAF-Schatzmeister Walentin Balachnitschjow und Russlands Ex-Cheftrainer Alexej Melnikow lebenslang. Der frühere Anti-Doping-Chef Gabriel Dollé wird für fünf Jahre gesperrt.

14. Januar 2016: Bei der Präsentation des zweiten Berichts wirft die unabhängige WADA-Kommission der IAAF "ein komplettes Versagen im Kampf gegen Doping und Korruption" vor. Hauptverantwortlicher für die "Organisation und Ermöglichung der Verschwörung" sei der frühere IAAF-Präsident Diack.

6. März 2016: Das angeblich große Reinemachen in der russischen Leichtathletik wird durch neue Vorwürfe gegen die Sport-Weltmacht erschüttert. Eine neue Dokumentation der ARD-Dopingredaktion präsentiert Belege für Verstöße von Russlands Leichtathletik gegen Auflagen des Weltverbands IAAF und der WADA.

7. März 2016: Die russische Weltklasse-Spielerin Maria Scharapowa ist bei den Australian Open im Januar positiv auf Meldonium getestet worden. Das gibt sie selbst bekannt. Bis Mitte April verzeichnet die WADA mehr als 170 Positiv-Tests auf Meldonium, das erst seit Jahresanfang auf der Liste der verbotenen Mittel steht. Da unklar ist, wie lange Meldonium nachweisbar ist, lockert die WADA ihre Richtlinien.

12. Mai 2016: Der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Gregori Rodschenkow, behauptet in der "New York Times", dass er in Sotschi positive Dopingproben russischer Athleten zusammen mit der RUSADA und dem Geheimdienst auf staatliche Anordnung vertuscht habe. 15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Die US-Justiz, das IOC und die WADA nehmen Ermittlungen auf.

17. Mai 2016: Bei Nachkontrollen zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking werden 31 Sportler positiv getestet. Darunter sollen 14 russische Sportler sein, offenbar auch zehn Medaillengewinner. Eine davon ist Hochsprung-Olympiasiegerin Anna Tschitscherowa. Gleichzeitig setzt die WADA eine Untersuchungskommission wegen der Sotschi-Vorwürfe ein.

27. Mai 2016: Bei Nachkontrollen zu den Olympischen Spielen 2012 in London sind 23 Sportler positiv getestet worden. Hinzu kommt eine weitere positive Probe von den Sommerspielen 2008 in Peking. Acht russische Sportler sind betroffen.

8. Juni 2016: Scharapowa wird für zwei Jahre wegen ihres positiven Tests auf Meldonium gesperrt.

15. Juni 2016: Die WADA erhebt erneut schwere Vorwürfe. So sollen zwischen dem 15. Februar und 29. Mai insgesamt 736 geplante Dopingkontrollen nicht durchgeführt worden sein. Kontrolleure seien in Russland von Athleten massiv behindert und von Beamten des russischen Geheimdienstes FSB eingeschüchtert worden.

17. Juni 2016: Einstimmig bestätigt das Council der IAAF die Sperre für die russischen Leichtathleten.Damit dürfen sie bei den Olympischen Spielen in Rio nicht starten. Es gibt jedoch einen Kompromiss. Einzelne Athleten können unter neutraler Flagge teilnehmen, sofern sie nicht im russischen Doping-System involviert sind. So erhält Weitspringerin Darja Klischina eine Ausnahmegenehmigung von der IAAF.

1. Juli 2016: Whisteblowerin Stepanowa erhält ihr internationales Startrecht durch die IAAF zurück.

3. Juli 2016: Russland legt Einspruch gegen den Olympia-Ausschluss seiner Leichtathleten vor dem CAS ein.

11. Juli 2016: Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) verschiebt ein Urteil im Fall Maria Scharapowa auf September. Damit ist sie bei Olympia nicht dabei.

18. Juli 2016: Die Welt-Anti-Doping-Agentur legt in ihrem Ermittlungsbericht zu den Doping-Anschuldigungenrund um die Winterspiele in Sotschi gravierende Belege für staatlich gesteuertes Doping in Russland vor. Im Moskauer Dopinglabor seien über Jahre hinweg positive Proben verschwunden, das russische Sportministerium habe die Manipulationen überwacht, heißt es in dem in Toronto vorgestellten Report. Eine Empfehlung für Sanktionen wie einen Olympia-Ausschluss gibt er aber nicht.

21. Juli 2016: Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigt den Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten durch den Weltverband IAAF. Der CAS weist den Einspruch von 68 Sportlern und des russischen NOK zurück. Der Rechtsspruch gilt als wegweisend für die Entscheidung des IOC bezüglich einer Sperre aller russischen Athleten für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro.

Russland Wegen Doping gesperrte Sportler Tatiana Kashirina
Tatiana Kashirina holte Silber im Gewichtheben bei Olympia 2012 - offenbar aber mit illegalen Mitteln.Bild: picture alliance/dpa/G. Sisoev

24. Juli 2016: Das IOC entscheidet sich gegen eine Kollektivstrafe für Russland. Damit liegt die Entscheidung über die Zulassung eines russischen Sportlers bei den jeweiligen Weltsportverbänden. Das IOC reagiert mit dieser Entscheidung auf den vorangegangenen McLaren-Bericht, der ein umfassendes Dopingsystem in Russland aufgedeckt hat. Kronzeugin Julia Stepanowa darf nicht in Rio starten. Sie erfülle "nicht die ethischen Anforderungen an einen olympischen Athleten", lässt das IOC verlauten.

7. August 2016: Im Gegensatz zum IOC sperrt das Internationale Paralympische Komitee (IPC) alle russischen Behindertensportler für die Paralympics in Rio Mitte September.

23. August 2016: Der CAS bestätigt den Paralympics-Ausschluss.

16. November 2016: Russland sieht seinen Sport von allen Doping-Vorwürfen befreit und fordert die Rückkehr zu allen internationalen Wettbewerben.

2. Dezember 2016: Die IAAF bestätigt den Ausschluss des russischen Leichtathletikverbands.

7. Dezember 2016: Die IOC-Exekutive kündigt auch für das nächste Jahr an, mit Russland wegen der Dopingvorwürfe nur eingeschränkt zusammenarbeiten zu wollen. Von einem möglichen Komplett-Ausschluss der russischen Mannschaft bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang ist allerdings keine Rede.

9. Dezember 2017: Der zweite McLaren-Report stellt fest, dass über 1000 russische Athleten von der systematischen Doping-Vertuschung profitiert haben sollen. Zudem habe es, gesteuert vom russischen Sportministerium, eine "institutionelle Verschwörung" gegeben.

29. Januar 2018: Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) folgt der Entscheidung des IOC und schließt die russische Mannschaft von den Paralympics in Pyeongchang aus. Gleichwohl sind Starts russischer Einzelsportler unter neutraler Flagge möglich.

1. Februar 2018: Das IOC muss vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS eine schwere Niederlage hinnehmen. Der CAS hebt die vom IOC verhängten lebenslangen Olympiasperren gegen 28 russische Sportler wieder auf, weil es keine individuellen Verstöße gegen Anti-Doping-Regeln feststellen konnte.

20. September 2018: Das WADA-Exekutivkomitee hebt die Suspendierung der RUSADA unter Auflagen auf. Damit kann Russland in den Weltsport zurückkehren. Die Zulassungskommission der WADA hatte die Wiederzulassung empfohlen, obwohl zwei Anforderungskriterien dafür von Russland nicht erfüllt wurden: Die Anerkennung des McLaren-Reports und den Zutritt zum Moskauer Analyselabor.

sw/sn (dpa, sid)