1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Corona-Beschränkungen bis ins neue Jahr?

26. November 2020

Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet damit, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bis mindestens Januar gelten. Darauf deuteten die hohen Infektionszahlen hin. Kanzleramtschef Braun spricht sogar von März.

https://p.dw.com/p/3lr2s
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Regierungserklärung
Bild: Tobias Schwarz/AFP

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält es angesichts des nach wie vor hohen Infektionsgeschehens in Deutschland für wahrscheinlich, dass die neuen Auflagen in der Coronavirus-Pandemie bis mindestens Anfang Januar aufrecht erhalten werden müssen.

"Wir haben ohne Zweifel noch einmal schwierige Monate vor uns", sagte Merkel am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag. Lockerungen seien derzeit nicht möglich, "sie wären nicht verantwortbar", fügte sie mit Blick auf die anhaltenden hohen Corona-Infektionszahlen hinzu.

Coronavirus-Patient und eine Krankenpflegerin auf einer Intensivstation
Noch können Kliniken Coronavirus-Patienten auf den Intensivstationen aufnehmenBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Mit den seit dem 2. November geltenden und nun bis zum 20. Dezember verlängerten Einschränkungen sei zwar das Schlimmste - die Überforderung des Gesundheitssystems - verhindert worden. "Das ist ein erster Erfolg, aber es ist noch kein nachhaltiger Erfolg", sagte Merkel. Die "dringend notwendige Trendumkehr" bei den Infektionszahlen sei noch nicht erreicht. Das Ziel müsse weiter sein, auf eine Inzidenz von "unter 50" zu kommen. Davon sei man weit entfernt.

RKI meldet mehr als 22.000 Neuinfektionen

In ihrer Regierungserklärung verteidigte die Bundeskanzlerin die gemeinsam mit den Bundesländern am Abend zuvor getroffenen Beschlüsse. Nun müssten diese auch umgesetzt werden, mahnte Merkel. Es gelte, vor allem in den mehr als 60 Kreisen und Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 Infektionen pro 100.000 Einwohnern zusätzliche Beschränkungen zu beschließen.

Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnertag 22.268 Corona-Neuinfektionen in Deutschland und damit in etwa so viele wie vor einer Woche sowie weitere 389 Tote. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte das RKI am Mittwoch mit 139,6 angegeben.

Teil-Lockdown soll bis 20. Dezember verlaengert werden.
Merkel: Gaststätten tragen derzeit die Hauptlast der Pandemie-MaßnahmenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Die Kanzlerin betonte mit Blick auf die Schließung der Gastronomie, dass bestimmte Branchen derzeit die gesamte Last der Pandemie trügen, damit die Gesellschaft weiter funktionsfähig sei - mit der Offenhaltung von Schulen, Kitas und Betrieben. Daher sei es klar, dass diese Branchen weiter unterstützt werden müssten. Allerdings sei dies nicht bis Ultimo möglich. Die Beschlüsse für den Einzelhandel rechtfertigte sie damit, dass Alltagsmasken keine hundertprozentige Sicherheit vor Ansteckung in überfüllten Läden garantierten.

Kanzleramtschef: Keine Entspannung vor dem Frühling

Nach Aussage von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) müssen sich die Bundesbürger womöglich bis in den März auf Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie einstellen. "Vor uns liegen schwierige Wintermonate. Das geht bis März", sagte Braun in der RTL-Sendung "Guten Morgen Deutschland".

Deutschland | Weihnachten in der Coronakrise 2020
Mund-Nasen-Masken werden wohl bis zum kommenden Jahr 2021 nötig sein Bild: Ying Tang/NurPhoto/picture alliance

Nach dem März könnten wahrscheinlich immer mehr Menschen geimpft werden, und mit dem Frühling werde es einfacher, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Bis dahin aber, so Braun, müssten alle Zurückhaltung an den Tag legen. "Das wird uns auch den Januar, Februar und März begleiten und gegebenenfalls auch Beschränkungsmaßnahmen, wenn unser individuelles Verhalten nicht ausreicht", betonte der Kanzleramstchef.

Mahnende Worte vom gewählten US-Präsidenten

Auch der gewählte US-Präsident Joe Biden wandte sich anlässlich des Feiertags Thanksgiving an diesem Donnerstag mit mahnenden Worten an die Amerikaner. An Thanksgiving kommen Familien und Freunde üblicherweise zu großen Feiern zusammen. Biden forderte die Amerikaner erneut auf, wegen der Corona-Gefahr darauf zu verzichten. Angesichts des "dramatischen Anstiegs" der Neuinfektionen mahnte Biden eine "Verdoppelung" der Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie an. "Wir haben in diesem Kampf noch Monate vor uns", sagte Biden.

Er rief die Amerikaner im Kampf gegen die Corona-Pandemie außerdem zur Einheit auf. "Ich weiß, dass das Land des Kampfes überdrüssig geworden ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns im Krieg mit dem Virus befinden - nicht untereinander", so Biden.

Erneut Höchstwert an Todesfällen in Türkei 

Die Türkei meldete derweil mit 174 neuen Todesfällen den vierten Tageshöchstwert in Folge. Auch die Zahl der bekannten Neuinfektionen liegt nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ankara mit 29.132 so hoch wie noch nie. Von Juli an meldete die Türkei zunächst nur symptomatische Fälle, seit Mittwoch werden wieder alle verzeichnet.

Nach der Notschlachtung von Millionen Nerzen in Dänemark sind nun auch in Litauen erste Corona-Fälle auf einer Nerzfarm festgestellt worden. Nach Angaben der Lebensmittel- und Veterinärbehörde des baltischen EU-Landes wurde das Virus bei 169 plötzlich verendeten Tieren nachgewiesen. Demnach könnte ein Mitarbeiter des in der Region Jonava gelegenen Betriebs die Tiere infiziert haben. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, wurde die Auslieferung von Tieren, Futtermitteln und anderen tierischen Produkten aus der Farm untersagt, in der insgesamt 60.000 Nerze gehalten werden. 

sti/cw/kle (afp, dpd, rtr)