Johnson: Ende Juni alle Restriktionen weg
22. Februar 2021Die britische Regierung will bis zum 21. Juni alle Beschränkungen in der Coronavirus-Pandemie in England aufheben. Das sagte Premierminister Boris Johnson bei der Vorstellung seines Lockdown-Fahrplans im britischen Unterhaus in London. Voraussetzung sei aber, dass sich die Infektionszahlen unter Kontrolle halten ließen und die Impfkampagne wie bisher weitergehe sowie keine neue Virus-Variante die Lage verändere.
Bereits am 8. März sollen demnach in dem größten britischen Landesteil nun alle Schulen wieder geöffnet werden. Auch soziale Kontakte sollen in England von der zweiten März-Woche an wieder mehr als bisher erlaubt sein. Beispielsweise dürfen Heimbewohner wieder Besucher empfangen. Der nächste Schritt soll am 29. März erfolgen. Bis zu sechs Personen oder zwei Haushalte dürfen sich dann wieder im Freien treffen. Auch Sport-Einrichtungen im Freien wie Tennis- oder Golfplätze dürfen dann wieder öffnen.
Vom 12. April an sollen Läden, Museen, Büchereien wieder Besucher empfangen dürfen. Auch Pubs und Restaurants sollen dann wieder öffnen - wenn auch nur für den Betrieb in Außenbereichen. Frühestens am 17. Mai sollen auch wieder Kinobesuche und Hotelübernachtungen möglich sein sowie Vereinssport in Innenräumen. Bis zu 30 Menschen dürfen sich wieder zu Hochzeiten oder anderen wichtigen Veranstaltungen treffen. Eventuell könnten auch internationale Reisen wieder erlaubt werden. Bis zu 10.000 Menschen könnten beispielsweise in Fußballstadien zusammenkommen. Vom 21. Juni an hofft die Regierung dann, alle Einschränkungen aufheben zu können. Selbst Diskotheken und größere Events sollen dann wieder möglich sein.
Die Regierung in London ist nur für die Corona-Maßnahmen in England zuständig - für die anderen Landesteile sind die Regionalregierungen in Schottland, Wales und Nordirland verantwortlich.
Die Infektionszahlen in Großbritannien sind in den vergangenen Wochen massiv gesunken. Gleichzeitig wurden in dem Land bereits mehr als 17,5 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis gegen das Coronavirus geimpft. Trotzdem liegen sie noch immer auf einem verhältnismäßig hohen Niveau. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche wird derzeit mit 121 angegeben. Das ist etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Bereits mehr als 120.000 Menschen sind in Großbritannien nach einer bestätigten Corona-Infektion gestorben.
USA gedenken der Corona-Todesopfer
US-Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris wollen an diesem Montag (Ortszeit) der Hunderttausenden Toten in der Corona-Pandemie in den USA gedenken. Zum Sonnenuntergang (Dienstag 00.15 Uhr MEZ) würden Biden und Harris mit ihren Ehepartnern im Südportal des Weißen Hauses eine Schweigeminute halten, zudem sollen Kerzen entzündet werden, teilte die Regierungszentrale mit. Vorher ist eine Ansprache von Biden im Weißen Haus geplant. Die USA könnten am Montag einen weiteren düsteren Meilenstein in der Pandemie erreichen und die Schwelle von 500.000 Corona-Toten überschreiten. In keinem anderen Land der Welt sind in absoluten Zahlen so viele Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2 bekannt.
Australien beginnt mit Impfungen
In Australien hat die Impfkampagne gegen das Coronavirus begonnen. Das Fernsehen zeigte, wie in den Millionenmetropolen Sydney und Melbourne die ersten Spritzen mit dem Vakzin von BioNTech/Pfizer an Mitarbeiter des Gesundheitswesens und von Quarantäne-Einrichtungen verabreicht wurden. Am Sonntag war bereits Premierminister Scott Morrison öffentlich geimpft worden - diese Aktion sollte unterstreichen, dass der Impfstoff sicher ist. In Australien gibt es eine lautstarke Minderheit, die gegen die Impfungen wegen angeblicher Gesundheitsrisiken Front macht.
In dieser Woche sollen 60.000 Menschen in Australien geimpft werden. Zu der ersten Gruppe in der Impfreihenfolge gehören neben Mitarbeitern des Gesundheitswesens und von Quarantäne-Hotels auch Polizisten sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.
Trotz der Proteste zeigen Umfragen, dass sich 80 Prozent der Australier gegen das Coronavirus impfen lassen wollen. Australien ist bislang vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen. Unter den 25 Millionen Einwohnern wurden bisher rund 29.000 Infektions- und etwa 900 Todesfälle verzeichnet. Die Behörden hatten nach Ausbruch der Pandemie rasch die Landesgrenzen geschlossen. Zudem wurden wiederholt rigorose Lockdowns im Land verhängt, zuletzt in Melbourne.
Corona-Beschränkungen in Auckland enden
In Auckland, der größten Stadt Neuseelands, laufen an diesem Montag die Corona-Restriktionen wieder aus. Das teilte Premierministerin Jacinda Ardern mit. Wegen drei Neuinfektionen war in Auckland ein dreitägiger Lockdown verhängt worden. Außerdem hatte Ardern eine landesweite Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz angeordnet.
Wegen extrem strenger Maßnahmen und genauer Kontaktverfolgungen ist Neuseeland bislang gut durch die Pandemie gekommen. In dem Inselstaat im Südpazifik mit knapp fünf Millionen Einwohnern gab es nur 2001 Fälle und 26 Tote. Am Samstag hatte Neuseeland mit Impfungen gegen das Corona-Virus begonnen.
Guterres geißelt "Impfnationalimus"
UN-Generalsekretär António Guterres hat das Versagen der Welt angeprangert, die ersten zur Verfügung stehenden Impfstoffe gerecht - also auch an ärmere Länder - zu verteilen. "Eine Gleichbehandlung mit Impfstoffen ist schlussendlich eine Frage der Menschenrechte", sagte Guterres zu Beginn der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats. "Impfnationalismus verweigert diese Rechte." Nur zehn Länder hätten 75 Prozent der vorhandenen Impfstoffe verwendet, mehr als 130 Länder hätten noch nicht eine einzige Dosis erhalten. Das sei ein moralisches Versagen, sagte Guterres.
Auch seien Menschenrechte unter Beschuss, weil unter dem Vorwand der Pandemie zivile Rechte eingeschränkt und Kritiker zum Schweigen gebracht würden, sagte Guterres. Wegen der Corona-Pandemie findet das gut vierwöchige Treffen des Rates in Genf dieses Mal fast ausschließlich online statt.
Polizei durchsucht Büros von Halles OB
In der Affäre um vorzeitige Corona-Impfungen hat die Staatsanwaltschaft in Halle an der Saale die Diensträume des parteilosen Oberbürgermeisters Bernd Wiegand (Artikelbild) durchsuchen lassen. Wiegand sei verdächtig, dafür gesorgt zu haben, dass er und andere unter Missachtung der Impfreihenfolge bereits geimpft wurden, teilten die Ermittler mit. Es liege womöglich der Straftatbestand der veruntreuenden Unterschlagung vor.
Wiegand hatte eingeräumt, bereits eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten zu haben, obwohl er noch nicht an der Reihe war. Auch mehrere Stadträte in Halle wurden bereits geimpft. Die vorzeitigen Impfungen begründete der Oberbürgermeister damit, dass übrig gebliebene Impfdosen vor dem Wegwerfen bewahrt werden sollten.
Die Staatsanwaltschaft erklärte hingegen, auch Impfreste dürften nur in der bundesweit rechtlich festgelegten Reihenfolge verimpft werden. Dies betreffe zunächst Bevölkerungsgruppen mit dem Risiko für besonders schwere oder gar tödliche Verläufe einer Coronavirus-Infektion.
sti/kle/rb (afp, rtr, dpa, epd)