Corona: Die Sommer-Welle ist da
15. Juni 2022Karl Lauterbach ist besorgt: "Die angekündigte Sommerwelle ist leider Realität geworden", sagt der Bundesgesundheitsminister. Das bedeute auch für die nächsten Wochen wenig Entspannung. Grund dafür sei unter anderem, dass die aktuell zirkulierende Virusvariante sehr leicht übertragbar sei. Außerdem seien fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen, erläuterte Lauterbach der Zeitung "Rheinische Post". "Älteren und Vorerkrankten empfehle ich daher dringend, sich nochmal impfen zu lassen." Dies verhindere nicht unbedingt eine Corona-Infektion, aber es verhindere schwere Krankheitsverläufe.
Auch der Vorsitzende des Virchowbundes ruft zur Impfung auf. "Wer noch nicht geimpft ist, sollte sich jetzt impfen lassen, um eine schwere Erkrankung zu vermeiden", sagte Dirk Heinrich der "Rheinischen Post". Der Virchowbund ist ein Verband, der die Interessen der niedergelassenen Ärzte vertritt. Auch Heinrich weist darauf hin, dass sich Ältere oder Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, eine Auffrischungsimpfung abholen sollten. Die Politik ruft er dazu auf, Vorbereitungen für den Herbst zu treffen.
Fußball-WM als "Superspreading-Event"
Am Abend des vierten Spieltags der Nations League blickt der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Bonn, Hendrik Streeck, mit gemischten Gefühlen auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. "Dadurch kreieren wir gegebenenfalls auch wieder größere Ausbrüche, oder es kann auch zu einem Superspreading-Event kommen und darauf muss man sich vorbereiten."
Viele Fans dürften die Weltmeisterschaft in Innenräumen ansehen. Eine Hilfe könnten wieder die Schutzmasken sein. "Wir wissen, dass die Maske funktioniert und dass die Maske einen Schutz gibt", sagte Streeck im Nachtjournal des Fernsehsenders RTL. Aber vor allem müsse man die Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen besser schützen. Dazu gehörten gute Hygienekonzepte, aber auch eine vierte Impfung für die Risikogruppen. Jüngere bräuchten diese im Moment aber nicht, für sie reiche eine Dreifach-Impfung.
Pflegeheime ohne Besucher?
Das Ende der kostenfreien Bürgertests am 30. Juni wird nach Einschätzung des Pflegeschutzbundes BIVA die Bewohner von Pflegeheimen hart treffen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bereichen des Lebens schreiben aber alle Bundesländer mit Ausnahme von Brandenburg weiterhin eine Testpflicht für den Besuch im Pflegeheim vor. Besucherinnen und Besuchern drohen somit kostenpflichtige Tests vor jedem Besuch bei ihren Angehörigen.
"Angehörige und vor allem die Pflegeheim-Bewohnerinnen und -Bewohner wurden in der Lockerungs-Stimmung erneut vergessen", erklärte BIVA-Geschäftsführerin Frauke von Hagen. Die Politik müsse schnell reagieren, damit "diejenigen, die ohnehin schon die größten Einschränkungen durch Corona hatten, nicht schon wieder die Leidtragenden sind".
rb/ww (dpa, epd, KNA, Reuters)