Inzidenz sinkt weiter - Sorge aber im Osten
17. September 2021Zunächst zu den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts: Das RKI gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche derzeit mit 74,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 76,3 gelegen, vor einer Woche bei 83,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.022 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 12.969 Ansteckungen gelegen.
Rückgang hat viele Gründe
Aus Sicht des Saarbrücker Experten für Corona-Prognosen, Thorsten Lehr, beruhen die seit einiger Zeit stagnierenden oder leicht sinkenden Zahlen auf mehreren Effekten: Zum einen ebbe die Zahl der Reiserückkehrer langsam ab - und damit auch die Zahl der eingeschleppten Infektionen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Zum anderen seien in vielen Bundesländern nach den Sommerferien die gemeldeten Infektionszahlen bei Schülern unter anderem aufgrund der Tests in Schulen zunächst explosionsartig angestiegen. Durch das kontinuierliche Testen und durch Quarantänemaßnahmen komme es vielerorts nun zu einer Stagnation oder sogar Abnahme der Zahlen in dieser Altersgruppe. Auch 2020 sei die Inzidenz um diese Zeit leicht gesunken beziehungsweise habe auf konstantem Niveau verharrt, bevor sie Ende September stark gestiegen sei.
20 Todesfälle in 24 Stunden
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 20 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 55 gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.125 878 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 1,87 an (Mittwoch: 1,88). Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen einer hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich.
Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.873.700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf knapp 93.000.
Schere zwischen Ost und West
Auffällig ist: In der Corona-Pandemie zeigt sich innerhalb Deutschlands mit Blick auf die aktuelle Entwicklung ein deutliches Ost-West-Gefälle: Die 7-Tages-Inzidenz stieg in fast allen östlichen Bundesländern spürbar. Danach kletterten die Werte von der 35. auf die 36. Kalenderwoche für Sachsen und Thüringen um jeweils 40 Prozent an, gefolgt von Brandenburg (plus 19 Prozent) und Sachsen-Anhalt (plus 17 Prozent). Nur in Mecklenburg-Vorpommern verlief der Anstieg mit sieben Prozent eher moderat.
Wie die teilweise rasanten Sprünge nach oben zu erklären sind, ist noch offen. Mehrere Experten weisen daraufhin, dass die Impfquoten in Ostdeutschland zumeist deutlich niedriger sind als im Westen. Tatsache ist allerdings auch: Insgesamt liegen die registrierten 7-Tages-Inzidenzen im Osten immer noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Westen.
Zypern und Portugal keine Risikogebiete mehr
Das RKI gab auch bekannt, dass Zypern und die Algarve ab Sonntag nicht mehr als Corona-Hochrisikogebiet zählen. Damit verschwindet das bei Urlaubern beliebte Portugal nun ganz aus dieser Kategorie. Gestrichen werden außerdem die Region West in Irland, Brasilien, Indien, Nepal, Bangladesch, Botsuana, Sambia, Simbabwe, Eswatini (Swasiland), Lesotho, Malawi und Zentralafrika.
Neu auf die Liste kommen Armenien, Venezuela, Guyana, Belize, Moldau, Barbados sowie Antigua und Barbuda. Nach Aufenthalten in Hochrisikogebieten gilt: Rückkehrer nach Deutschland, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen für zehn Tage in Quarantäne. Sie können sich aber nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien.
haz/jj/kle (dpa, ap, rtr)