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Corona-Krise: Bundesliga wohl vor Geisterspielen

Stefan Nestler mit dpa, sid
9. März 2020

Bundesligaspiele vor leeren Zuschauerrängen werden immer wahrscheinlicher. DFL-Chef Christian Seifert schließt jedoch aus, dass komplette Spieltage abgesagt werden.

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Fußball Bundesliga Bayern München - FC Augsburg
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert rechnet aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus mit Geisterspielen am kommenden Spieltag in der Fußball-Bundesliga. "Wir würden am liebsten am nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch", sagte der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Montag bei "Bild Live". Eine komplette Absage des Spieltags am kommenden Wochenende schloss Seifert hingegen aus.

"Wir haben entschieden, dass der Spieltag stattfindet, rein sportlich. Mit wie vielen Zuschauern und ob ohne, das ist eine Entscheidung, die die Behörden treffen müssen", sagte der 50-Jährige weiter. Schon am Sonntagnachmittag hatte die DFL wegen des Coronavirus ein zeitnahes Treffen mit den Profiklubs angekündigt. Seifert sprach von "einer Ausnahmesituation, die wir alle noch nicht erlebt haben".

Eine mögliche Spielpause bezeichnete Seifert als "illusorisch" und verwies auf die sportlichen Entscheidungen, die am Ende der Saison getroffen sein müssten: "Da gibt es Verträge, sportliche Konsequenzen. Abstiege und Aufstiege. Wir brauchen den geregelten Spielbetrieb. Aufzuhören ist keine Option." In der 2. Bundesliga prüfe die DFL hingegen, "ob einzelne Spieltage verschiebbar sind". Das Zweitliga-Spitzenspiel des Tabellendritten VfB Stuttgart gegen Spitzenreiter Arminia Bielefeld an diesem Montag wird noch vor gefüllten Rängen ausgetragen. Das teilten beide Vereine auf Twitter mit. Zu dem Topspiel wurden 51.000 Zuschauer erwartet. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erneuerte am Montag seine Empfehlung, wegen der Corona-Epidemie auf Großveranstaltungen zu verzichten. "Ich ermuntere die Verantwortlichen ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen", wiederholte der CDU-Politiker in Berlin seine Empfehlung vom Sonntag. "Es ist sicher leichter, auf ein Konzert, einen Klubbesuch, ein Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit." Sowohl der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet als auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatten erklärt, dass sie die Empfehlung Spahns umsetzen würden.  

"Konsequent inkonsequent"

Für Mittwoch steht das Bundesliga-Nachholspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln zur Debatte. Ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach sagte, mit einer Entscheidung, ob und wie das rheinische Derby ausgetragen werde, sei erst am Dienstag zu rechnen. Kölns Sportchef Horst Heldt kritisierte das Vorgehen. "Ich finde den Umgang mit dem Coronavirus konsequent inkonsequent", sagte Heldt: "Manche Spiele finden statt, andere nicht. Ich würde mir wünschen, dass es eine klare Ansage gibt."

Bereits das Heimspiel der Borussia am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund (1:2) hatte auf der Kippe gestanden. Das Stadion liegt nur wenige Kilometer vom Landkreis Heinsberg entfernt, wo deutschlandweit bisher die meisten Coronavirus-Infektionen registriert wurden. Das Spiel gegen den BVB war noch freigegeben worden. Der Verein hatte die Fans aus dem Kreis Heinsberg gebeten, ihre Karten zurückzugeben. Dafür sollten sie nicht nur ihr Geld zurückerstattet bekommen, ihnen wurde auch eine Freikarte für das nächste Europapokal-Heimspiel der Gladbacher versprochen. Nach Vereinsangaben nahmen 550 Personen dieses Angebot an.

Sonderfall BVB 

Borussia Dortmund teilte mit Blick auf das anstehende Ruhrderby gegen den FC Schalke 04 mit, der Verein rechne spätestens "am Dienstag mit einer verbindlichen Entscheidung der zuständigen Behörden. Diesen können und wollen wir aktuell nicht vorgreifen".

Der BVB ist der einzige der 18 Bundesligavereine, der sich in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zum Ticketkauf im Falle eines Geisterspiels nicht verpflichtet hat, das Geld für die Karten zurückzuerstatten. Es erfolge "grundsätzlich keine Erstattung des Kaufpreises, es sei denn der Veranstalter hat den Wegfall der Leistung zu vertreten", heißt es in den AGB. Allerdings deutet der Verein eine mögliche kulante Lösung an: "Der Veranstalter behält sich, sofern er den Wegfall der Leistung nicht zu vertreten hat, eine abweichende Regelung zugunsten der Erwerber vor." Die anderen 17 Bundesligaklubs erstatten die Kaufpreise im Falle eines Spiels vor leeren Rängen bei Vorlage der Tickets zurück, sechs von ihnen bieten als Alternative Gutscheine für die Fanshops des Vereins an.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter