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Schleppender Start

2. Juni 2007

Die Großdemonstration von Globalisierungskritikern in Rostock gegen den G8-Gipfel ist schleppend angelaufen. Am Rande der friedlichen Kundgebung kam es vereinzelt zu Ausschreitungen.

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Die Demonstration blieb zunächst weitgehend friedlich, Quelle: AP
Die Demonstration blieb zunächst weitgehend friedlichBild: AP
Großpuppen der G8-Staatschefs, Quelle: AP
Großpuppen der G8-StaatschefsBild: AP

Mehrere zehntausend Globalisierungskritiker haben am Samstag (2.6.07) ihren Protestzug gegen den anstehenden G8-Gipfel gestartet. Polizei und Veranstalter berichteten von einem friedlichen Auftakt der Großkundgebung in Rostock. Die Beteiligung an den Protesten gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands fiel nach Einschätzung der Behörden geringer aus als erwartet. Die Veranstalter hatten bis zu 100.000 Teilnehmer erwartet, die Polizei zählte zunächst an die 30.000 Demonstranten.

Kaum Camper

Der Sprecher des Rostocker Bündnisses gegen den G8-Gipfel, Monty Schädel, wollte die Polizeiangaben zu den Demonstrantenzahlen nicht bestätigen. Nach seinen Informationen seien wesentlich mehr Menschen in die Stadt unterwegs. Die Belegung der Camps entsprach am Samstag offensichtlich nicht den Erwartungen der G8-Kritiker. So hätten in dem für 5000 bis 8000 Menschen ausgelegten Camp in Rostock 3000 Leute übernachtet. Im gleich großen Lager in Reddelich bei Bad Doberan seien 1300 Camper und in dem für 15.000 Menschen geplanten Camp nur 60 Leute gewesen.

Schwer identifizierbar: Demonstranten im schwarzen Block, Quelle: AP
Schwer identifizierbar: Demonstranten im schwarzen BlockBild: AP

Um Ausschreitungen gewaltbereiter Globalisierungsgegner zu verhindern, war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort und hatte strenge Sicherheitsauflagen erlassen. Dennoch kam es am Rande der Veranstaltung zu Ausschreitungen. Ein Dutzend schwarz vermummter Autonomer griff ein Polizeiauto an und warf die Scheiben ein. Die Polizisten ergriffen daraufhin die Flucht und fuhren in hohem Tempo davon. Zuvor waren bereits Flaschen und Steine gegen Polizisten geworfen worden. Polizeisprecher Axel Falkenberg sprach von "Steinwürfen in erheblichem Umfang". An einem Bankgebäude wurden Scheiben eingeworfen.

Insgesamt sollen nächste Woche bei den Protesten und zum Schutz des G8-Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm 16.000 Polizisten eingesetzt werden. Den Demonstranten untersagten die Behörden unter anderem, Flaggen oder andere Symbole zu verbrennen, sowie Dosen oder Glasflaschen dabei zu haben.

Zahlreiche Polizeihubschrauber im Einsatz

Die Demonstration unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" war von zahlreichen Gruppen aus dem In- und Ausland organisiert worden, darunter das globalisierungskritische Netzwerk Attac, die Umweltorganisation Greenpeace, Gewerkschaften, Parteien und kirchliche Verbände. Auf Spruchbändern wandten sich die Demonstranten gegen die Existenz von Atomwaffen und die Irak-Politik der USA. Zudem warfen sie den Industriestaaten eine Ausbeutung der Dritten Welt vor und forderten Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Einen fairen Welthandel fordern diese Demonstranten, Quelle: AP
Einen fairen Welthandel fordern diese DemonstrantenBild: AP

Zahlreiche Polizeihubschrauber waren im Einsatz und kreisten über den Demonstrationszügen. Auf zwei Routen wollten die Demonstranten die Stadt durchqueren und gegen 16 Uhr im Stadthafen zu einer Abschlusskundgebung zusammen kommen. In Schwerin war zuvor eine Kundgebung der rechtsextremistischen NPD verboten worden, auch die von einem antifaschistischen Bündnis geplante Gegendemonstration wurde untersagt. Das Bundesverfassungsgericht hatte eine von den Veranstaltern dagegen beantragte Eilentscheidung noch am Wochenende abgelehnt. Massive Polizeikontrollen sollten in Schwerin unangemeldete Demonstrationen verhindern. Am Bahnhof versuchten am Mittag rund 100 Autonome, in die Stadt zu gelangen, wurden aber von der Polizei daran gehindert und in Gewahrsam genommen.

Auch für die kommenden Tage seien Ausschreitungen zu befürchten, da Polizisten Demonstranten durch "massive Kontrollen" bewusst schikaniert hätten, sagte der Attac-Aktivist Werner Rätz. In der Rostocker Innenstadt waren am Samstagvormittag die meisten Geschäfte geschlossen geblieben. Viele Inhaber vernagelten die Schaufenster bereits am Freitag mit Spanplatten. Die Straßen entlang den Demonstrationsrouten wirkten wie ausgestorben. Viele Bewohner blieben in ihren Wohnungen und hatten ihre Autos umgeparkt. (stu)